: Kommunikation und Spontaneität
■ Ergebnisse zweier Tanzworkshops: Werkstattaufführungen in der Triade
Im lichtdurchfluteten Saal der Triade in der Bernstorffstraße herrschte am vergangenen kalten Wochenende wohlige Wärme. Eine Gruppe von neun Performern bewegte sich mal im Duett, mal in der Gruppe, mal zu Musik, mal ohne. Sie trugen Texte vor, führten Kontaktimprovisationen zu zweit oder zu mehreren aus. In der Mitte stand eine energische Frau und warf ab und zu ihre Befehle in den Raum. Die kalifornische Choreografin und Tänzerin Kim Epifano genießt weltweit auch einen hervorragenden pädagogischen Ruf. Neun ausgewählte Profis dürfen hier ihre Fähigkeiten verbessern.
Epifano leitet eines von zwei Tanzlabors, die im Rahmen von „Manufacturing Dance“, dem alljährlichen Festival der Tanzinitiative e.V. ausgerichtet werden. Das andere findet unter der Leitung der beiden Londoner Jovair Longo und Rick Nodine ein paar Straßen weiter im Labor Gras statt. Die Ergebnisse der beiden Workshops gibt es am 21. und 22. November an zwei Werkstattabenden in der Triade zu sehen.
Nach gemeinsamer Ideensuche und Übungen mit der Gruppe hat Epifano einen Kontext zum Thema Kommunikation mit dem Titel By the Throat zusammengestellt. Es geht darum, was wir sagen und was wir wirklich meinen. Epifano bemüht sich dabei, die Stärken eines jeden Teilnehmers zu berücksichtigen und gleichzeitig neue Horizonte zu eröffnen. Auch persönliche Vorlieben, Texte und Musikstile kommen zum Einsatz. Es geht um den Einzelnen und die Gruppe, um Männer, und das Wetter. Alle Tänzer gießen ihre Gedanken in intime Improvisation und sind mit Feuereifer dabei. Kein Wunder, Epifano liebt das Entertainment auf ihre eigene, eher emotionale Art.
Im anderen Workshop im Labor Gras herrscht konzentriertes Schweigen, die zwölf Teilnehmer bewegen sich durch den Raum, versuchen ein schwächeres Element in einer Linie zu sein. Hier bleibt alles improvisiert. Rick Nodine und Joavier Longo erforschen Aspekte des Defining the Moment. Entscheidungen werden geübt und in der Gruppe aufgeteilt. Eine Balance aus Formalität und Spontaneität entsteht. Der in Brasilien geborene Longo steht in der postmodernen Tanztradition der USA und des europäischen New Dance. Nodine studierte Improvisation und Contact Improvisation und arbeitet seit 1999 mit Jovair Longo. Die beiden Tänzer haben sieben Jahre lang erfolgreich als Duett getanzt.
„Wir sehen den Performer mehr als Person. Humanität ist uns wichtig. Wir haben zwar definierte Bereiche, aber keine festgelegten Bewegungsabläufe“, erzählt Longo. Beide haben sich ausdrücklich einer sehr fließenden, den ganzen Körper ergreifenden Kontaktimprovisation verschrieben. Interne Bewegungsquellen, die durch Körperarbeit und Imagination entstehen, verbinden sie mit externen Bewegungsquellen aus der Gruppen- oder Partnerarbeit zu einer Komposition. Beide Gruppen genießen die fast besinnliche Arbeitsatmosphäre und bestimmt kommen einige von ihnen nächstes Jahr wieder.
Annette Stiekele
morgen und übermorgen, 20 Uhr, Triade (Bernstorffstr. 117)
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