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Spät-Kitas keine Lösung

■ SPD-JugendpolitikerInnen kritisieren Verlängerung der Öffnungszeiten

„Irgendwann gehören Kinder auch mal ins Bett“, sagt der SPD-Jugendpolitker Thomas Böwer zur Idee des neuen Senats, in jedem Stadtteil eine Kindertagesstätte bis 20.30 Uhr geöffnet zu halten. Dieser Plan steht im Koalitionsvertrag und wurde sowohl von Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) als auch von Familiensenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) vorgetragen. Eine allein erziehende Verkäuferin, so hatte die Senatorin jüngst erklärt, sei darauf angewiesen, dass ihre Kita auch abends und an Samstagen geöffnet sei.

„Ich glaube nicht, dass man auf diese Weise die Kinderwelt der Arbeitswelt anpassen sollte“, sagt Thomas Böwer zur taz. Kinder bräuchten vor allem einen „stabilen Tagesrhythmus“. Auch sei die Zeit viel zu knapp: „Geschäfte haben bis 20 Uhr geöffnet. Danach macht die Verkäuferin die Kasse. Bis 20 Uhr 30 schafft sie es nicht, ihr Kind abzuholen.“ Wenn Mütter abends arbeiten, so Böwer, sollte zusätzlich zur Kita eine Tagesmutter engagiert werden, die das Kind in einer häuslichen Umgebung betreut.

Eigentlich nötig, um die Berufstätigkeit von Frauen zu fördern, sei die Einführung eines Kita-Rechtsanspruchs und die Schaffung von 16.000 zusätzlichen Plätzen, wie es im Herbst 2000 die so genannte ISKA-Studie prognostizierte. Da sich die CDU in ihrer Oppositionszeit selbst auf diese Studie bezog, werde er demnächst in einer Kleinen Anfrage nach „Platzausbau“ fragen.

Doch zunächst will die SPD-Fraktion in die Bürgerschaft einen Antrag einbringen, der die Einheit des Amtes für Jugend zum Inhalt hat. Den neuesten Gerüchten zufolge soll nur der Kita-Bereich in der Schulbehörde bleiben, die übrige Jugendhilfe jedoch zu Sozialbehörde wechseln. Böwer: „Eine Entscheidung fern von Sachargumenten, nur auf Grund von Koalitions-Proporz.“ Denn um Familien zu helfen, sei es nötig, Jugendhilfe und Kitas zu verzahnen. Es gebe gute Argumente dafür, das Amt geschlossen der Sozialbehörde anzugliedern – wo es bis Ende der 90er auch war – oder es in der Schulbehörde zu lassen. Böwer: „Was nicht geht, ist es aufzulösen.“ Hier würden „Entscheidungen getroffen, die dramatische Folgen haben. Die wissen nicht, was sie tun.“ Kaija Kutter

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