vorlauf bühne: Esther Slevogt betrachtet dasTreiben auf Berlins Bühnen
Kommt Gott auch in die Talkshow? Fragen wie diese können natürlich am besten im Theater beantwortet werden. „Short-cut to God“ heißt die jüngste Produktion des israelischen Acco Theater Centers (heute in der Kalkscheune), das schon oft mit umjubelten Produktionen in Berlin zu Gast war. Für den Himmel interessiert sich auch die Volksbühne: als Symbol für eine letzte Zone der geteilten Welt, wo noch Liebe und gemeinsame Werte möglich sind. Aber schon 1963 wusste Christa Wolff, wovon sie sprach, als sie ihre Heldin Rita sagen ließ: „Der Himmel teilt sich zuallererst.“ Sebastian Hartmann schießt Rita und Manfred noch einmal in die Umlaufbahn: im Bewusstsein gegenwärtiger Konfliktlinien, die zerfallenen Ideale des Sozialismus ebenso im Blick wie die eingestürzten Symbole des globalen Kapitalismus („Der geteilte Himmel“, Premiere am Donnerstag). So viel negative Utopie schreit dann nach Kurzweil und Erholung. Wahlweise kann sich der erschöpfte Kulturkonsument am Freitag im Theater oder auf dem 11. Neuköllner Opernball amüsieren. Stufe für Stufe habe man die Stufen zum großen Saal mit allerfeinstem Glück bestrichen, versprechen die Veranstalter. Lustig kann es aber auch in der Treptower Arena werden, wo unsere nicht immer ganz geschmackssichere Kultursenatorin Adrienne Goehler Gaststar in Eve Enslers „Vagina Monologe“ ist. Im Deutschen Theater wird am Samstag Judith Hermann der Kleist-Preis verliehen. Leider keinen Preis bekommt dann am Sonntag im BE Benjamin von Stuckrad-Barre. Auch nicht von der Zeitschrift Titanic, den Orden wider den tierischen Ernst beispielsweise. Dafür spielt er dort mit Harald Schmidt und Manuel Andrack sein Dramolett „Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit essen“. Für die erste Aufführung sind alle Karten weg. Vielleicht geht noch was für die auf 22 Uhr angesetzte Vorstellung.
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