: Krone verliert Zacken
Die Fußball-Legende Pelé steht in Verdacht, Unicef-Gelder unterschlagen zu haben
RIO DE JANEIRO dpa ■ Das „Saubermann“-Image des brasilianischen Fußballers Edson Arantes do Nascimento, weltweit bekannt als Pelé, hat schwere Kratzer bekommen. Eine Firma des 61-Jährigen, die „Pelé Sports & Marketing“, soll 700.000 Dollar (rund 1,54 Millionen Mark) des Kinderhilfswerks Unicef unterschlagen haben. Pelé bestätigte den Betrug, wies jedoch eine eigene Beteiligung von sich. „Ich wusste gar nicht, dass die Geld unterschlagen haben“, sagte er in New York, wo er zusammen mit dem Fußball-Weltverband Fifa derzeit die Kinderhilfskampagne vorbereitet, unter deren Zeichen die Fußball-WM 2002 stattfinden soll. Pelé gab an, er habe seit längerem Unregelmäßigkeiten in der Firma mit Sitz in Rio de Janeiro vermutet und nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort eine eingehende firmeninterne Untersuchung der Vorfälle angeordnet. In dem Sportmarketing-Unternehmen ist Pelé Partner eines langjährigen Freundes.
Der Skandal war von der Zeitung Folha aufgedeckt worden. Nach einem Bericht des Blattes soll die „Pelé Sports & Marketing“ 1995 von der Unicef 700.000 Dollar kassiert haben, um ein Benefizspiel in Argentinien zu organisieren. Das Spiel fand jedoch nie statt, die Organisationsgelder verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
Derweil beteuert Pelé seine Unschuld. „Ich helfe Unicef seit 32 Jahren. Wer mich kennt, der weiß, dass ich so etwas nie machen würde“, erklärte der dreimalige Weltmeister und kündigte an, den Verantwortlichen ausfindig machen zu wollen. Nichts anderes wird in der Öffentlichkeit auch erwartet. „Pelé ist in Zugzwang und muss Beweise für seine Unschuld vorlegen, schließlich handelt es sich um sein Unternehmen“, stellte ein Kommentator des Sport-Fernsehsenders ESPN Brasil fest. Derweil urteilte die Zeitung Jornal do Brasil, „seine Majestät Pelé ist nicht mehr der absolute König“, während die Sportzeitung Lance herausgefunden haben will, dass Pelé als Geschäftsmann Verträge mit gefälschten Daten unterzeichnet habe. „Er muss die Sache so schnell wie möglich aus der Welt schaffen, damit seine Bewunderer, und das sind 170 Millionen Brasilianer, nicht in tiefe Depressionen geraten“, meinte dazu der angesehene Sportjournalist Juca Kfouri.
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