Frauenpower für Kabul

UNO-Sonderbeauftragte fordert, die Rolle der Frauen in Afghanistan zu stärken. Hilfen für den Wiederaufbau sollen daran geknüpft werden. Kopftuch statt Burka für UN-Mitarbeiterinnen

BERLIN taz ■ Eine stärkere Beteiligung von Frauen bei den Planungen für die Zukunft Afghanistans hat die Sonderberaterin des UN-Generalsekretärs für Geschlechterfragen und die Förderung von Frauen, Angela King, gefordert. Die Stärkung der Rolle der Frauen sollte als Bedingung an die Vergabe von Wiederaufbau- und Entwicklungshilfe für Afghanistan geknüpft werden, forderte King bei einer Diskussionsveranstaltung über die Situation afghanischer Frauen am Donnerstag in New York.

King verwies darauf, dass 1977 15 Prozent der afghanischen Parlamentsabgeordneten Frauen gewesen seien. Bis in die frühen 90er-Jahre seien in Afghanistan 70 Prozent aller Lehrer, 50 Prozent aller Staatsbediensteten und 40 Prozent aller Ärzte Frauen gewesen. Die Jamaikanerin King war 1997 von UN-Generalsekretär Annan zu seiner Sonderberaterin ernannt worden.

In Kabul einigte sich gestern die UNO mit der Nordallianz darauf, dass UNO-Mitarbeiterinnen in Afghanistan künftig nur noch ein Kopftuch statt der den ganzen Körper verhüllenden Burka tragen müssen. UNO-Sprecher Eric Falt erklärte in Kabul: „Jetzt versuchen alle UN-Agenturen, den Frauenanteil bei ihren Aktivitäten zu erhöhen.“ Die Taliban hatten Frauen zum Tragen der Burka gezwungen. Bereits nach der Eroberung Kabuls in der vergangenen Woche hatte die Nordallianz das von den Taliban verhängte Arbeitsverbot für Frauen aufgehoben.

Unklar ist, ob afghanische Frauen überhaupt bei der Afghanistan-Konferenz vertreten sein werden, die ab Montag in Deutschland stattfinden soll. Der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Lakhdar Brahimi, erklärte, die Auswahl der bis zu 30 Teilnehmer aus Afghanistan liege bei den afghanischen Fraktionen. Wie die taz aus UN-Kreisen erfuhr, haben Brahimi und sein Stellvertreter Francesc Vendrell auf die Teilnahme von Frauen gedrängt. Realistisch sei aber, dass allenfalls ein oder zwei Frauen kämen. Die Afghanistan-Konferenz beginnt am Montag auf dem Petersberg bei Bonn. Das sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwochabend in Berlin. SVEN HANSEN