: Und der Lärm singt seine Melodie
Verzerrer bis zum Anschlag: Bei den schottischen Gitarrenrockern von Mogwai gibt es Deftiges auf die Ohren
Es ist eine Sache der Relativität: Alles hat seine zwei Seiten, vertraut einem in diesem Zusammenhang der Volksmund an, und am besten stellt man sich das als Kontinuum vor, das vom einem Ende der Wurst bis zum anderen Zipfel reicht. Und schon wären wir bei Mogwai. Der Band aus der Glasgower Tresenszene um den Chemical Underground, die als Gegengewicht zu der zarten Songwriter-Schule der Delgados und Arab Strap den Postrock lieber vom stampfenden Metal her dachte. Und dabei Platte für Platte in epischer Lust doch immer mildere Soundlandschaften entwarf, in denen dann sogar ganz gern gesungen wird. Dreht man die Scheibe wieder um, werden die liebsanften Mogwai aus dem Puppenkosmos aber zu den bösartigen Gremlins. Das Wohnzimmer ist das eine, während auf der Bühne der Verzerrer bis zum Anschlag ausgereizt wird. Laut. Laut. Und noch lauter mit den geschrammelten Gitarren. Für ein Amalgam aus Lärm, bei dem irgendwo im Hintergrund doch immer eine Melodie ihr Lied singt. Sonische Soundbäder von melancholischen Monstern, die in dem ganzen Krawall eigenartigerweise zu ihrer Ruhe finden. Die Sache mit den zwei Seiten eben. Es bedarf vielleicht nur einer Rücksprache mit seinem Ohrenarzt, ob man sich dazwischenstellen soll.
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