: Petersberger Puzzle
In vier Gruppen sind die Delegierten der UNO-Konferenz aufgeteilt – notwendigerweise ein bisschen willkürlich
DELHI/BERLIN taz ■ Zu den „Gesprächen über Afghanistan“, wie die Konferenz auf dem Petersberg bei Bonn offiziell heißt, hat der Afghanistan-Bevollmächtigte der UNO, Lakhdar Brahimi, vier Gruppen eingeladen. Diese Begrenzung ist ebenso willkürlich wie ihre Etikettierung durch die UNO-Unterhändler, soll aber aber im Prozess der Teilnehmerauswahl als weites Auffangbecken dienen für die zahlreichen zersplitterten politischen Strömungen. Die Gruppen sind nicht homogen, die oft überbewerteten ethnischen Trennlinien laufen kreuz und quer.
Die „Rom-Gruppe“
Diese achtköpfige Delegation vertritt den im römischen Exil lebenden Exkönig Zahir Schah. Der 87-Jährige wird von seinem Sprecher Abdul Sattar Sirat als Delegationsleiter vertreten. Die einzige Unsicherheit in der Zusammensetzung der Delegation betraf die Einbeziehung von Exilafghanen, die in Deutschland leben („Frankfurt-Bonn-Gruppe“) und eine Sonderstellung in der großen afghanischen Diaspora geltend machten. Zu den Teilnehmern aus Deutschland gehört eine der beiden Frauen dieser Gruppe, Mona Jusuf Mansuri. Sie ist die Tochter des Expremiers Mohammad Jusuf, der 1963/64 unter dem König Reformen durchführte.
Die „Zypern-Gruppe“
Diese Gruppe besteht aus Vertretern verschiedener Ethnien aus Westafghanistan, die in den letzten Wochen in Zypern eine Versammlung organisieren wollten, um eine Stimme in der zukünftigen Gestaltung ihres Landes zu haben. Die Zusammenkunft fand dann doch nicht statt, aber die UNO-Vermittler wollten vor allem den Exilafghanen aus dem Westen des Landes eine Vertretung garantieren. Die Gruppe wird vom Iran unterstützt und soll von Houmajoun Dscharir, einem Schwiegersohn des Warlords und Führers der Hezb-i Islami, Gulbuddin Hekmatjar, geleitet werden. Der während der sowjetischen Besatzung massiv von den USA und Pakistan unterstützte Islamist Hekmatjar lebt zur Zeit immer noch im iranischen Exil.
Die „Peschawar-Gruppe“
Sie bezieht sich auf das Treffen, das der gemäßigt-islamische Führer der „Nationalen Islamischen Front“, Pir Sayed Ahmed Gailani, im Oktober im pakistanischen Peschawar organisierte. Gailani fordert seit langem eine multiethnische demokratische Regierung, doch galt das Treffen der Paschtunen-Füher aus dem Osten Afghanistans als von Pakistan beeinflusst. Sie vertraten dort in erster Linie ihre Clans, die unter den rund acht Millionen Paschtu-Sprechern die bestimmende soziale Demarkierung darstellen. Gerade deswegen war bis zum Wochenende nicht klar, wer der Delegation angehören sollte und wem man zutraute, für alle Paschtunen-Stämme einzutreten. Gailani will auf jeden Fall seinen Sohn Hamed schicken.
Die Nordallianz
Sie hat mit dem Einmarsch in Kabul Fakten geschaffen und will elf Personen nach Bonn schicken. Darunter soll auch eine Frau sein. Die Delegation leitet der in Kabul als Innenminister fungierenden Junus Kanuni, eventuell gehört auch „Außenminister“ Abdullah Abdullah dazu. Die Junta der Nordallianz wird von Tadschiken der Jamiat-Islami-Partei beherrscht. Unklar ist, in welcher Stärke die anderen Gruppen der Allianz einbezogen werden. Dies gilt für die Usbeken von General Raschid Dostum, für Ismael Khan, den Gouverneur von Herat, sowie die Hazaren aus dem zentralen Bergland, die von zwei rivalisierenden Parteien vertreten werden. BERNARDIMHASLY, SVEN HANSEN
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