: Geschichtsblinde Gedankenführung
Betr.: s.o.
Klaus Wolscher verrät uns in bemerkenswerter Deutlichkeit, was er über die Gegner der US-Militärpolitik denkt. Aber deutlich ist nicht unbedingt richtig, und wenn er uns auch vorschreiben möchte, wohin wir zu denken haben, wenn es um die Amerikaner geht, erlaubt man sich als kritischer Leser dann doch, sich die eine oder andere Tatsache in Erinnerung zu rufen. Beispielsweise diejenige, dass es nicht die USA, sondern Russland war, das die Hauptlast der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus trug. Oder die Frage, als wie sinnvoll schon damals das „Freibomben“ von Städten wie Dresden und Hamburg den Bewohnern vorgekommen sein muss. In Vietnam ging es den USA dann ja sogar schon darum, das ganze Land in die Steinzeit zurückzubombardieren. Und obwohl sie davon letztlich durch innen- und außenpolitischen Druck abgehalten wurden, haben sie es geschafft, etwa drei Millionen Vietnamesen zu killen. Noch vor zehn Jahren haben sie allein während der Flächenbombardements auf die Stadt Basra am Ende des Golfkrieges mehrere 10.000 Iraker platt gemacht, die ihre Botschaft, sie sollten sich doch bitteschön von Saddam Hussein abwenden, nicht recht verstanden hatten.
Jetzt also erneut ein „Befreiungsbombardement“ – und kein Krieg – der USA. Mit der Folge, dass inzwischen die Nordallianz, die für Klaus Wolschners wohl eine Art Befreiungsbewegung ist, die Macht übernommen hat. Kann man eine derartig geschichtsblinde Gedankenführung als unschuldig ansehen?
Hans Kater
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