„Mugabe ist blind geworden“

Simbabwes Oppositionsführer Morgan Tsvangirai glaubt nicht an faire Wahlen im März. Aber antreten will er trotzdem: „Boykott ist keine Option. Die Menschen wollen wählen“

taz: Steht Simbabwe vor dem Zusammenbruch?

Tsvangirai: Nein. Wir befinden uns in einer Krise. Aber wir haben noch einen Grad an bürgerlicher Ordnung, obwohl wir unter extremem Druck stehen.

Kann es überhaupt noch ordnungsgemäße Wahlen geben?

Das hängt von einigen Dingen ab: Haben wir Frieden? Können Menschen an Wahlkampagnen teilnehmen? Gibt es Manipulationen bei der Wahlregistration? Haben wir freien Zugang zu den Medien? Das sind die Grundbedingungen für eine freie und faire Wahl. Wir können nicht von freien und fairen Wahlen sprechen. Wir werden sie nicht haben.

Unter welchen Bedingungen werden Sie und Ihre Partei an den Wahlen teilnehmen?

Im Laufe der Zeit wird die Partei ihre Situation überprüfen müssen. Aber wir vertreten noch immer die Position, dass ein Boykott keine Option für uns ist. Die Menschen wollen jetzt wählen, auch unter diesen schwierigen Bedingungen. Auch wenn wir keine freien und fairen Wahlen haben, wir nehmen teil. Ein Boykott würde Stillstand bedeuten.

Was erwarten Sie von der Regierungspartei?

Wir unterschätzen nicht die Bereitschaft dieser Regierung, mit Gewalt an der Macht zu bleiben. Das Militär wird trainiert, die Kriegsveteranen werden bewaffnet, die Armee vergrößert.

Wie reagiert die MDC?

Im Moment ermutigen wir Wähler, sich zu registrieren und sich zu beraten, damit sie Strategien finden, Konfrontationen zu vermeiden und bis zum Wahltag zu überleben.

Wie würden Sie Robert Mugabe beschreiben?

Er ist rachsüchtig und stur. Aber das Herz und den Verstand der Menschen hat er verloren. Er ist blind gegenüber seiner eigenen Rolle in der Gesellschaft, und die ganze Nation weiß es. INTERVIEW:
MARTINA SCHWIKOWSKI