: Video preiswert
■ Zum zehnten Mal wurde gestern der Bremer Video-Förderpreis verliehen
Film und Kunst, das sind Bereiche, die in der Regel getrennt daher kommen. Populär ist das eine mit Aufführungsorten im Kino und im Fernsehen, mehr für's handverlesene Museumspublikum das andere. Umso fortschrittlicher, dass es in Bremen schon seit 10 Jahren einen Videokunst-Preis gibt, der vom Filmbüro angestoßen wurde und mit zahlreichen Partnern aus dem hochkulturellen und Kunstbereich jetzt erneut verliehen wurde. Aber die gewollte Schnittmenge von Film und Kunst ist nicht das einzige, was diesen Preis auszeichnet und bundesweit zu einem fast einzigartigen werden lässt. Der hiesige Videopreis ist ein Förderpreis. Über 100 Anwärterinnen und Anwärter haben in diesem Jahr ihre Konzepte eingereicht – auf Papier. Wer einen der zwei Preise gewinnt, kann, nein: soll sein Konzept binnen eines Jahres umsetzen. Die Jury hat es da nicht leicht. Während auf den Festivals Preisgelder für fertige Produkte – meistens Videobänder – winken, müssen die Preisrichter hier einiges an Vorstellungsvermögen aufbringen. Denn vom Papier bis zur Videoinstallation ist ein weiter Weg. Neben der Kuratorin des Videopreises Sabine Maria Schmidt nahmen unter anderen Dieter Daniels, Professor für Medientheorie an der Hochschule für Grafik in Leipzig, und Herbert Wentscher, Professor für visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität an der Jury teil.
Aus Anlass des Jubiläums zeigen Weserburg und die Gesellschaft für aktuelle Kunst jetzt Arbeiten der bisherigen Preisträger. Die aktuellsten stammen von denen des Vorjahres. Neringa Naujokaite, gebürtige Litauerin, zeigt eine aufwendige Arbeit mit dem Titel „Kreuz + Wort“. Während Lautsprecher eine mediale Geräuschkulisse entfalten, so pseudointim wie oberflächlich, zeigen die Video-Tapes verlangsamte Bilder aus dem nicht aufbereiteten Alltag.
Rani Marius Le Prince bekam im letzten Jahr den „Förderpreis im Förderpreis“, der mit 3.000 Mark dotiert ist und an Bremer KünstlerInnen geht. Ihre Arbeit „Determination“ ist ebenfalls in den Wechsel-Ausstellungsräumen der Weserburg zu sehen.
In diesem Jahr geht der Hauptpreis mit 10.000 Mark an das Frankfurter Künstlerduo Mandla Reuter und Michael Pfrommer. Laut ihrem – noch titellosen – Konzept werden die beiden Ausstellungsräume anmieten, die sie dann weiter vermieten wollen an Produktionsgesellschaften für Film- und Fernsehproduktionen. Bedingung: In den Dreh müssen von den Künstlern vorgegebene skulpturale Elemente integriert werden: ein Auto, eine Vitrine etc. So will die Arbeit auch fragen nach Vertrieb und Produktplacement aufwerfen. Auch die Trägerin des regionalen Förderpreises, Jenny Kropp, beschreitet Wege außerhalb des Museums. Sie will mit dem Preisgeld ihr Konzept einer Videoinstallation im Supermarkt (“Suche nach dem Glück“) umsetzen.
Inzwischen denkt man, so der Geschäftsführer des Filmbüros Klaus Becker, über eine europäische Ausweitung des Preises nach. Bedingung wäre dafür allerdings eine Aufstockung des Preisgeldes, an dem bislang die Landesmedienanstalt, der Künstlerverband Gedok, der Kultursenator, Radio Bremen und natürlich das Filmbüro selbst beteiligt sind. „Mit so wenig Geld so viel künstlerischen Input in die Stadt zu bekommen, und gleichzeitig Output, also Ansehen für die beteiligten Institutionen und damit für Bremen zu machen“, das sei, so Sabine Maria Schmidt, das große Verdienst dieses Preises. hey
Die Ausstellung der letztjährigen Preisträger in der Weserburg dauert bis 6. Januar, die Präsentation neuer Arbeiten der bisherigen Gewinner, darunter Björn Melhus, in der GAK bis 27. Januar
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