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Die NPD feiert ihren Aufmarsch als Erfolg

Unter massivem Polizeischutz demonstrierten 3.500 Nazis gegen die Wehrmachtsausstellung. Sie beschimpften Jan Philipp Reemtsma als Volkverhetzer, verherrlichten deutsche Soldaten als Helden und skandierten verbotene Slogans

Als wanderndes Hochsicherheitsgehege präsentierte sich am Samstag der Aufmarsch von Neonazis und NPD in Mitte. Zwar hatte die Innenverwaltung die Route verlegt und damit das Viertel rings um die Neue Synagoge und die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ von grölenden Rechtsextremisten verschont. Doch die feierten die Ansammlung von rund 3.500 Gesinnungsgenossen trotzdem als Erfolg, sorgte doch eine gleiche Anzahl von Beamten der Polizei und des Bundesgrenzschutzes dafür, dass Gegendemonstranten nur vereinzelt in Ruf- und Sichtweite des Aufmarsches gelangten.

Auf einer Zwischenkundgebung an der Friedrichstraße, Ecke Oranienburger Straße äußerten sich NPD-Chef Udo Voigt und die rechte Heulboje Frank Rennicke, der mit Cover-Versionen von Reinhard-Mey-Liedern als „nationaler Balladensänger“ posiert, dann auch hoch zufrieden über ihren Auftritt „in der Reichshauptstadt“.

Der Applaus vieler jugendlicher Skinheads, aber auch älterer Rechtsextremisten galt vor allem den wüsten Beschimpfung von Jan Philipp Reemtsma, den Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, das die Wehrmachtsausstellung konzipiert hat. NPD-Chef Voigt verunglimpfte Reemtsma als „Volksverhetzer“. Rennicke, der als Aktivist der verbotenen „Wiking Jugend“ im Gegensatz zu deren langjährigen Anführer Wolfgang Nahrath kein offizielles Redeverbot hatte, drohte Reemtsma: Man werde sich erst zufrieden geben, wenn Reemtsma als „Volksverräter“ verurteilt sei. Künstlern wie Udo Lindenberg und Iris Berben, die Zivilcourage gegen die NPD gefordert hatten, drohte die Partei mit rechtlichen Schritten wegen „Aufrufen zu Straftaten“. Viele Teilnehmer führten Schilder mit, auf denen im Stil von Landserplakaten die Wehrmacht verherrlicht wurde, und riefen Slogans wie „Deutsche Soldaten – Heldentaten“. Andere trugen ihre Gesinnung mit Morddrohungen gegen Angehörige von gesellschaftlichen Minderheiten wie „Born yellow, born red, born black. Born dead“ unverhohlen auf Jacken und T-Shirts zur Schau.

Der Aufmarsch verdeutlichte auch, wie eng die NPD mit militanten Neonazis zusammenarbeitet. Neben einer Ansprache von Roberto Fiore, dem Anführer der italienischen „Forza Nuova“, waren es vor allem altgediente Kader wie der verurteilte Rechtsterrorist Peter Naumann, die für den reibungslosen organisatorischen Ablauf sorgten. Am Nordbahnhof konnten sie sich sogar gegen die Auflagen der Polizei durchsetzen, in dem sie eine Abschlusskundgebung durchsetzten und den verbotenen Slogan „Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ skandierten, bevor die Skinheadscharen in S-Bahn-Sonderzügen abfuhren.

Beobachter äußerten sich besorgt über die Zahl der Rechtsextremisten, die die NPD auf die Straße gebracht hatte. Die Partei sei offensichtlich dabei, die Phase der Defensive, die das schwebende Verbotsverfahren beim Bundesverfassungsgericht ausgelöst hatte, abzuschließen und ihren Anspruch als radikalste Vertreterin der extremen Rechten offensiv zu verteidigen.

HEIKE KLEFFNER

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