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Schweden kaufen Stromkonzern

Berliner Bewag geht an schwedischen Staatskonzern Vattenfall – dem auch schon die Hamburger HEW und die ostdeutsche Veag/Laubag gehören. Deutscher Sitz wird Berlin. Vattenfall besitzt damit Stromversorger in allen großen Ostseeländern

von REINER METZGER

Deutschland hat einen neuen drittgrößten Stromkonzern. Gestern konnte sich die schwedische Vattenfall AG weitere 45 Prozent der Berliner Bewag einverleiben und besitzt jetzt dort eine 90-Prozent-Mehrheit. Damit hat Vattenfall in Deutschland weit über 3 Millionen Kunden. Die hiesigen 24.000 Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von 5,5 Milliarden Euro pro Jahr. Größer sind nur noch Eon und RWE. Die Energiewerke Baden-Württtemberg (EnBW) finden sich nur noch auf Platz 4 wieder.

Die Kartellbehörden müssen die Fusion noch genehmigen. Sie werden allerdings wenig dagegen haben, dass eine weitere Kraft auf dem deutschen Strommarkt auftaucht. Den drei Großen standen bisher im Prinzip nur die Stadtwerke gegenüber.

Der gestrige Verkauf des Bewag-Anteils kam für Außenstehende überraschend. Bisheriger Besitzer war die US-amerikanische Mirant, früher als Southern Energy bekannt. Mirant wollte ursprünglich selbst eine Macht auf dem deutschen Strommarkt werden und ließ die Verhandlungen mehrmals platzen. Allerdings kann Mirant die Bewag für einen guten Preis verkaufen: 3,6 Milliarden Mark zahlt Vattenfall für die 45 Prozent der Berlin-Aktien.

Vattenfall (zu Deutsch „Wasserfall“) ist mehrheitlich im Besitz des schwedischen Staates. Der Firma mit ihren dort 8.400 Angestellten gehören – wie der Name sagt – diverse Wasserkraftwerke, aber auch drei Atomkraftwerke. Seit 2000 besitzt sie die Mehrheit am Hamburger Exmonopolisten und AKW-Betreiber HEW. Seit einem Jahr hat das Duo HEW/Vattenfall darüber hinaus das Sagen bei der ostdeutschen Verbundnetzgesellschaft Veag (Sitz Berlin) – und damit auch bei der Laubag. Die Laubag betreibt das Braunkohle-Abbaugebiet in der Lausitz samt den dortigen braunkohlebefeuerten nagelneuen Großkraftwerken.

Die Vattenfall begibt sich mit der Bewag-Übernahme endgültig in einen Wirrwarr politischer Interessen: Die Stadtstaaten Hamburg und Berlin wollen möglichst viele Arbeitsplätze auf ihrem Gebiet sichern. Die deutsche Zentrale des Konzerns wird aber trotz Hamburger Bedenken ihren Sitz in Berlin haben, so gestern Vattenfall-Vorstandschef Lars Josefsson. Und die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg wollen auf Generationen hinaus ihre Arbeitsplätze im Braunkohle-Tagebau der Laubag sichern – auch wenn dafür ganze Landstriche abgebaggert werden und die Braunkohle die Kohlendioxid-intensivste Art der Stromerzeugung ist. Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat denn auch gestern gleich die „neue Kraft“ auf dem deutschen Strommarkt begrüßt.

Auf dem ostdeutschen Stommarkt sind auch noch andere aktiv. So gehören der RWE die Regionalversorger Envia mit Sitz in Chemnitz und die Hallenser Meag. Überregional hat zwischen Elbe und Oder jedoch künftig allein die Vattenfall das Sagen.

Die Schweden operieren rund um die Ostsee. Und zwar in den baltischen Staaten, Deutschland und Polen – dort gehören ihnen seit vergangenem Jahr 55 Prozent des Warschauer Energieversorgers Elektrocieplownie Warszawskie und ein Drittel des Stromverteilers GZE.

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