: Marsch auf Festung von Bin Laden
Taliban-Gegner rücken vor. Zwei US-Soldaten getötet. Bush schließt Angriffe auf weitere Staaten nicht aus
KABUL/WASHINGTON afp/rtr/dpa ■ Bei Angriffen in der Nähe der afghanischen Stadt Kandahar sind zwei US-Soldaten offenbar durch eigenes Feuer getötet worden. Die Soldaten seien beim Bombardement durch B-52-Bomber umgekommen, berichtete der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf das Washingtoner Verteidigungsministerium gestern. Zwanzig weitere Soldaten wurden demnach verletzt.
Unterdessen haben Anti-Taliban-Kämpfer in Ostafghanistan gestern ihren Vormarsch auf die Höhlenfestung Tora Bora fortgesetzt, in der der muslimische Extremist Ussama Bin Laden vermutet wird. Befehlshaber Hasrat Ali sagte, seine Kämpfer seien auf keine Gegenwehr der radikal-islamischen Taliban gestoßen. Mit dem letzten Schlag gegen die Festung solle zunächst noch gewartet werden, um nicht in das Feuer der anhaltenden US-Luftangriffe zu geraten. Diese gingen weiter. In den vergangenen zwei Tagen seien dabei zwölf Mitglieder der Al-Qaida-Organisation Bin Ladens getötet worden. Nicht bestätigen könne er, ob sich der ägyptische Bin-Laden-Berater Eiman al-Sawahiri unter den Opfern befinde. „Nach meinen Informationen haben sich sowohl er als auch Ussama während der Angriffe in Tora Bora aufgehalten“, sagte Ali.
Paschtunenanführer Hamid Karsai, sagte, er hoffe, so schnell wie möglich auch die letzte Taliban-Bastion Kandahar im Süden einnehmen zu können. Nach seinen Angaben seien Anti-Taliban-Kämpfer auch bis vor die Tore der Stadt im Süden vorgerückt. Mit den Verteidigern der belagerten Stadt werde verhandelt. „Einige Taliban haben uns angerufen. Wir versuchen ihnen so viel Zeit wie möglich zu geben. Wir wollen Blutvergießen vermeiden“, sagte Karsai.
US-Präsident George W. Bush schließt im amerikanischen Anti-Terror-Kampf Militärschläge gegen weitere Länder nicht aus. „Es könnte nötig werden, die [US-]Truppen woanders einzusetzen“, sagte Bush in einem Fernsehinterview. „Das amerikanische Volk soll wissen, dass wir uns alle Optionen offen halten.“ Das Interview mit dem Sender ABC sollte am Mittwochabend ausgestrahlt werden. Der Sender veröffentlichte eine Abschrift vorab auf seiner Internetseite. Der Einsatz in Afghanistan sei jedoch längst nicht zu Ende, sagte Bush. Auf die Frage, ob Irak nächstes Angriffsziel sein könne, sagte Bush: „Wir werden den Job in Afghanistan erst beenden.“
Dass ein möglicher Angriff auf Irak nicht unmittelbar bevorsteht, bestätigte auch US-Außenminister Colin Powell. Die USA hätten darüber noch nicht entschieden. „Der Präsident hat keine Entscheidung getroffen, wie die nächste Phase unserer Kampagne gegen den Terrorismus aussehen könnte“, sagte Powell am Mittwoch in der Türkei. „Er hat noch keine Empfehlungen seiner Berater bekommen, was er als nächstes tun sollte“, sagte er. Daher gebe es auch keine Anfragen an die Türkei.
Mit dem Besuch Powells waren Spekulationen verbunden, die USA würden die Türkei drängen, eine Militäraktion gegen Irak zu unterstützen. Die USA betrachten Irak als Unterstützer des internationalen Terrorismus. Die Türkei steht einem Angriff auf Irak ablehnend gegenüber. Sie befürchtet ein Überschwappen von Unruhen aus dem Nachbarland, vor allem in den kurdischen Gebieten im Südosten.
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