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„Der Niedergang wird weitergehen“

Meinungsforscher Manfred Güllner rät der Berliner CDU davon ab, Frank Steffel zum Landeschef zu machen. Nach der dramatischen Wahlniederlage werde dieser sein Negativimage nicht mehr los. Die Folge: ein Absturz unter 20 Prozent

taz: Eberhard Diepgen will auf dem nächsten Parteitag der Berliner CDU als Landesvorsitzender zurücktreten. Wird damit der vielbeschworene Generationswechsel Wirklichkeit?

Manfred Güllner: Das kann man daraus noch nicht schließen. Aber man kann sagen, dass die Ära Diepgen damit wirklich zu Ende geht.

Hat Diepgen für seinen Rücktritt nicht den richtigen Zeitpunkt längst verpasst?

Darüber kann man diskutieren, aber den Menschen ist das egal. Sie haben Diepgen mit dem Koalitionsbruch abgehakt.

Fraktionschef Frank Steffel, der die CDU in eine verheerende Wahlniederlage geführt hat, will Diepgens Nachfolge antreten. Ist Steffel der, den die Berliner CDU jetzt braucht?

Wenn man sich anschaut, was für Urteile sich die Berliner über Steffel gebildet haben, muss man das anzweifeln. Er wird gerade nicht als personeller Neuanfang wahrgenommen, sondern trotz seiner wenigen Lebensjahre eher als Alter empfunden. Zudem sind die Urteile über ihn extrem negativ gewesen. Das wird sich auch nicht ändern, wenn er Landesvorsitzender ist.

Wäre es sinnvoller, einen Kandidaten für den Landesvorsitz von außen zu suchen, wie es der liberale Flügel der CDU für richtig hält?

Das ist ja eigentlich ein Armutszeugnis wenn man sagt, wir müssen jemanden importieren. Die CDU wäre gut beraten, ihren eigenen Nachwuchs zu durchforsten und mit ihm einen glaubhaften Neuanfang hinzukriegen. Mit Steffel wird ihr das mit Sicherheit nicht gelingen.

Im Ostteil der Stadt war die Niederlage der Christdemokraten besonders hart. Ist Steffel der richtige, um den Osten zurückzugewinnen?

Nein, und das zeigt auch ein historisches Beispiel wie Walter Momper. Das Urteil über Momper haben sich die Berliner 1990 gebildet und seitdem keinen Grund gesehen, dieses Urteil zu revidieren. 1999 ist er dramatisch gescheitert. Auch Steffel wird es kaum schaffen, sein Negativimage wieder loszuwerden.

Heißt das als Tipp für die CDU: nicht noch eine Leitungsfunktion für Frank Steffel, sondern lieber gar keine?

1999 hätte Momper seiner Partei einen guten Dienst erwiesen, wenn er noch drei oder vier Wochen vor der Wahl als Spitzenkandidat abgetreten wäre. Dann wäre die SPD nicht auf 22 Prozent gefallen. Wenn Frank Steffel für die dramatische Niederlage im Oktober die Verantwortung übernimmt, müsste er auch von den Führungspositionen abtreten.

Wenn es aber dennoch so kommt: Wird die CDU in der Wählergunst weiter fallen?

Mit Steffel dürfte der Niedergang der CDU weiter gehen. Es würde mich wundern, wenn sie unter die 20-Prozent-Marke fallen würde. Denn die CDU muss die Jungen zurückgewinnen, und das kann Steffel nicht.

Statt gegen eine Ampel wird die CDU nun höchstwahrscheilich gegen Rot-Rot Oppositionsarbeit machen. Wird es dadurch einfacher für die CDU?

Nein, denn dieses Schwarzweißdenkenist nur noch bei wenigen Berlinern zu finden. Die meisten werden ganz pragmatisch gucken, ob der neue Senat seine Arbeit gut macht.

Wie muss diese Oppositionsarbeit aussehen?

Als erstes muss die Ideologie aus der Lokalpolitik verschwinden. Berliner Politik ist Lokalpolitik, auch wenn das in den vergangenen zehn Jahren viele noch nicht gemerkt haben. Und in der Kommunalpolitik wird abgestraft, wer versucht, ideologische Positionen in das Rathaus zu tragen.

INTERVIEW: SABINE AM ORDE

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