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„Männer legen immer Wert auf Jugend“

Für den Politikwissenschaftler Oliver Curry ist das menschliche Paarungsverhalten in den Genen vorprogrammiert

taz: Sie sagen, dass es einen angeborenen Unterschied gibt zwischen der gesellschaftlichen Rolle von Männern und Frauen. Sind sie ein Antifeminist?

Oliver Curry: Nein. Warum ist es antifeministisch zu sagen, Frauen sind in bestimmter Hinsicht anders? Wir sind eine Spezies, die sich sexuell reproduziert, wir haben zwei Geschlechter. Wenn man sagt, dass es Unterschiede gibt, heißt das nicht, dass Geschlechter nicht gleichberechtigt sind. Es gibt Feministinnen, die dasselbe sagen.

Wie stellen sie fest, welche Unterschiede angeboren sind?

Bis vor kurzem wurde zum Beispiel argumentiert, Partnerwahl sei vollkommen kulturbestimmt. Dann kamen in der Sechziger-, Siebzigerjahren Biologen und sagten: Partnerwahl folgt den selben Kräften wie bei andern Arten. Sie machten Vorhersagen auf Grundlage der Evolutionsbiologie. Der amerikanische Psychologe David Buss hat das bei 10.000 Menschen aus 37 Kulturen untersucht. Und die Vorannahmen wurden bestätigt. Männer legen immer Wert auf Jugend und äußerliche Attraktivität der Partnerin. Frauen hingegen legen überall auf der Welt viel mehr Wert auf den Status des Partners.

Menschen können verschiedener Meinung sein. So könnte eine Frau einen Mann attraktiv finden, weil er gut gekleidet ist. Eine andere mag sagen: Der ist hässlich aber reich. Ist das nicht ein Unterschied zu Tieren?

Auch bei Tieren gibt es unterschiedliche Paarungsstrategien. Aber selbst wenn es stimmen würde, dass es bei Menschen eine größere Varianz der Partnerwahl gibt, wäre das noch kein Grund, von einem völlig anderen Vorgang zu sprechen. Nur Elefanten haben Rüssel, aber deshalb sagen wir nicht: „Im Gegensatz zu Tieren haben Elefanten Rüssel“. Es gibt eine so überwältigende Fülle sehr gründlicher Arbeiten über tierisches Verhalten. Ich finde, die Beweispflicht sollte bei denen liegen, die den kulturellen Ansatz vertreten. Sie sollten einen guten Grund vorlegen dafür, was Kultur eigentlich ist und wie man sie als Ursache ausmacht, falls das überhaupt möglich ist.

Sie sagen, dass Männer sich nur um eigene Kinder wirklich kümmern, weil die Gene es so wollen. Sollten Adoption deshalb vermieden werden?

Politiker versuchen, Anreize zu schaffen, und Menschen zu anderem Verhalten zu bringen. Wenn man das tut, muss man wissen, wie die menschliche Natur beschaffen ist. Die Beratung und Unterstützung von Stiefeltern könnte dies berücksichtigen, statt so zu tun, als ob Pflegefamilien dasselbe seien wie genetische Familien. Und zu übersehen, dass der Vater vielleicht nicht dieselbe Liebe fühlt. Statt ihm Schuldgefühle einzureden, was oft Spannungen verschlimmert. Wenn man die Ursachen kennt, kann man mit Problemen besser umgehen, als wenn man so tut, als seien die Probleme nicht da. INTERVIEW: G. BUSCH

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