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Entsorgung Adornos

betr.: „Im Zaubermantel der Verneinung“ von Stephan Wackwitz, taz vom 24. 11. 01

So billig, wie Wackwitz dies möchte, werden wir Adorno nicht los! In der Gewaltsamkeit seiner Thesen ist eine literarische und sozialphilosophische Technik erkennbar, die keiner einzigen Aussage das letzte Wort lässt. Seinen berühmten und längst sprichwörtlich gewordenen Satz der „minima moralia“: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen“ wortwörtlich zu nehmen, ist deshalb entweder zynisch oder pubertär oder beides. Liefe er doch auf die Ausrede hinaus, da die Möglichkeit richtigen Lebens nun einmal verstellt sei, sei es gleichgültig, wie man sein Leben gestalte.

Adorno aber meinte das Gegenteil! Anstatt sie aufzuheben, bekräftigt er die Differenz von richtig und falsch. Auch wenn ein im Ganzen richtiges Leben unmöglich ist, so ist es doch für „ein unverblendetes Dasein“ äußerst wichtig, sich den Sinn für das Richtige nicht abkaufen zu lassen.

Heute würde Adorno uns – (politisch) erwachsen geworden und (ökonomisch) endlich „im richtigen Leben“ angekommen – vermutlich mit einem ganz anderen Diktum verwirren: „Es gibt kein falsches Leben im Richtigen“, über das wir dann – stünden wir zu unserer eigenen naiv-idealistischen Vergangenheit – ganz im Sinne von Adornos dialektischer Negation ein wenig nachdenken könnten. WALTER GRODE, Hannover

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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