: Grüne Sommersehnsucht zum Träumen
■ Ein Buch, in dem Kunst und Garten, Wind und Wetter eine Symbiose eingehen, die uns Nordlichtern über den Winter hilft
Australien! Was liegt näher für eine Landschaftsgärtnerin und Gartenplanerin, als im Winter auf die Südhalbkugel zu reisen. Gärten besuchen, in denen die Pflanzen in Blüte stehen – das tut die Bremerin Cordula Hamann dieser Tage wieder. Und wer weiß, vielleicht wird daraus noch so ein Buch, wie das, was sie und ihr Partner Uwe Mädger jetzt im Ulmer Verlag vorgelegt haben. „Kunst im Garten“ heißt es – und die Fotos des Bremer Fotografen Mädger bilden dabei die fremden Gärten so treffend künstlerisch ab, wie diese gestaltet sind. Ein Buch zum Schmökern, Fernweh kriegen und Inspirieren lassen – vielleicht zu einem neuen Gartengefühl, das jenseits von Schöner-Wohnen-im-Garten-Nützlichkeit angesiedelt ist. Vielleicht auch, um irgendwann eine „Gartenreise“ anzutreten – wie sie Cordula Hamann schon seit Jahren erfolgreich durchführt. Nächstes Jahr unter anderem in die italienischen Renaissancegärten.*
Für die Daheimbleibenden bieten uns Gartenplanerin und Fotograf auf 159 üppig bebilderten Seiten derweil den Stoff, aus dem gepflegte Winterträume vom Sommer sind – oder jedenfalls von einem anderen Lebensgefühl. In einem Streifzug geht es kreuz und quer durch Europa. Ausgangspunkt der britische Norden, die Küste bei Dungeness, wo der Bildhauer, Bühnenbildner und Filmemacher Derek Jarmann seine letzten Lebensjahre verbrachte. Ein Garten, der „lebt von Gegensätzen und Widersprüchen. Er erzählt von Leben und Tod, von Liebe und Trauer, von Hoffnung und Vergänglichkeit“. So schreibt es Cordula Hamann. Und tatsächlich zeigen uns die Bilder trefflich, wie ein Garten aussieht, der solche Botschaften übermittelt – mit Fotos von drei winzigen, aber feuerroten Klatschmohnblüten im mattgrünen Heiligenkraut und von der schwarz-schlichten Holzhütte Jarmanns hätte die Bildauswahl nicht besser sein können, die (trotz rotem Klatschmohn und schwarzer Hütte) dabei gekonnt jedes Postkartenklischee meidet. Bis nach Spanien – zum Parc Guell in Barcelona–, nach Italien – in die toskanischen Tarot-Gärten, wo Niki de Saint Phalles Sphinxen hausen – und nach Portugal – Etufa Fria – führen die Garten-Streifzüge, zu denen im Anhang praktische Daten stehen.
Dass die Bremer Wallanlagen dabei eine Würdigung finden, ebenso wie Worpswede und der Künstlerinnenhof „Die Höge“ bei Bassum, hat vor allem einen Grund: Auch dort sind Kunstobjekte – Namenszüge, Schieferpyramiden, eine Rose – den Elementargewalten ausgesetzt. Das berechtigt sie zu einem Platz neben den „abhängigen Primadonnen“ im Weimarer KünstlerGarten der Villa Haar oder den „kupfernen Klonen“ im Park von Goodwood – und ermöglicht hiesigen LeserInnen eine neue Perspektive auf die „heimischen Gärten“. ede
*Kunst im Garten, erschienen im Verlag Eugen Ulmer, Suttgart 2001, für 99,97 Mark.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen