: Fröhlich auf die 40 zu
■ Preview im Abaton: Lone Scherfigs Dogmafilm Italienisch für Anfänger
Als einer der lustigsten Filme der Berlinale wurde in diesem Jahr Lone Scherfigs Wettbewerbsbeitrag Italienisch für Anfänger gefeiert. Doch als Komödie darf der Film eigentlich nicht gelten. Denn die dänische Filmemacherin hat sich als erste Frau die Dogma-Regeln von 1995 zu eigen gemacht. Und das bedeutet – neben dem Verzicht auf unter anderem Licht oder Musik, die einer Szene nicht „natürlich“ sind – auch, kein besonderes Genre zu bedienen.
Für eine Komödie geschieht in Italienisch für Anfänger zudem zuviel Tragisches. In seinen 110 Minuten verlieren einige ihren Job, manche sterben und es werden auch schon mal Leichen verwechselt. Sechs Enddreißiger geben die Figuren des Films ab, jede und jeder von ihnen bisher mit wenig Glück gesegnet. Da ist Andreas, ein Geistlicher, dessen Frau gerade gestorben ist und der ausgerechnet einem Pastor zugeteilt wird, der seit dem Tod seiner Frau den Glauben an Gott verloren hat. Da ist Olympia, die Backwaren verkauft, einen tyrannischen Vater hat und eine motorische Störung. Oder die Friseurin Caren mit ihrer alkoholkranken Mutter. Zusammen mit dem cholerischen Restaurantleiter Halfinn, dem wahrscheinlich impotenten Jorgen und der schusseligen italienischen Kellnerin Giulia besuchen sie zweimal die Woche denselben Italienischkurs.
Mit großer Leichtigkeit konzentriert sich Lone Scherfig auf ihre charismatischen Darsteller. Die waren nicht nur aufgefordert, viel zu improvisieren, sondern haben in Gesprächen auch große Teile des Drehbuchs selbst entwickelt. Aus ihren kleinen Gesten, die von der Handkamera liebevoll eingefangen werden, aus ihrem Sprachwitz und aus dem Grotesken der jeweiligen Situationen entsteht der fröhliche Grundton des Films. In keinem Moment stellt die 42-jährige Regisseurin ihre Figuren aus. Die Zusammenarbeit mit den Darstellern hat ihr derart Spaß gemacht, dass sie bereits das nächste Projekt mit ihnen angeht. Aber ein Dogmafilm soll es diesmal nicht werden. xml
Preview (dän. OmUT): Di, 20 Uhr, Abaton (der Film startet am 17.1. in der dt. Fassung)
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