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Gelernte DDR-Bürger staunen

betr.: dito, „Risiken mit Nebenwirkungen“, taz vom 6. 12. 01

Als gelernter DDR-Bürger komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Da stellte Ulla Schmidt richtig fest, vom Arzt als „Einzelkämpfer“ müsse man sich verabschieden und die Zukunft gehöre „vernetzten“ Arztpraxen. Ja, das hatten wir doch alles in der DDR schon mal! Es gab Polykliniken, wo viele Ärzte verschiedener Fachrichtungen in einem Haus praktizierten und ein gemeinsames Labor betrieben. Diese wurden meistens flächendeckend nach der Wende zerschlagen und die Ärzte gezwungen, sich privat „niederzulassen“. Dadurch mussten sie sich meistens neue Praxen aufbauen und teure Geräte einkaufen. Welches Einsparpotenzial wurde hier vernichtet! [...] Die damalige Arroganz hat nun ihren Preis, allerdings gab es damals eben leider Ulla Schmidt noch nicht im Ministeramt.

Und die Bildung? Da gab es in der DDR Lern- und Förderzirkel, wo leistungsstärkere Schüler den Schwächeren halfen – auch die Lehrer opferten manche Stunde. Das alles brillierte jedoch unter dem Dach der viel geschmähten (im Westen) Pionierorganisationen und der FDJ. Auch hier hätte man sich wenigstens einiges im Osten abgucken können, man hätte lediglich in der Ideologie einiges ändern müssen. [...]

Die Tatsache, dass die Kopplung von sozialer Herkunft und Bildungsdefizit in keinem anderen OECD-Land größer ist als in Deutschland, ist beklemmend. [...] SIEGMAR LORENZ, Straubing

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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