: Keine Träne nachweinen
betr.: „Zäsur für die Medienvielfalt (springer konzentriert), taz vom 7. 12. 01
Ihr Bedauern über die Fusion der Morgenpost mit der Welt ist mir unverständlich, weil tatsächlich nur eine mir bekannte deutsche Tageszeitung, die taz, einen Anspruch auf die Wahrheit hegt.
Dass unsere haarsträubend finanzierten Parteien an der politischen Willensbildung nicht nur mitwirken, sondern diesen Staat im Verein mit Verbänden unter sich aufgeteilt haben, dass unsere Entsorgungsparks Atommülldeponien und unsere Auslandsinterventionen völkerrechtswidrige Angriffskriege sind, unsere Schüler trotz Schulpflicht nichts lernen, unsere Wurst kein Fleisch enthält, das Tierschutzgesetz keine Tiere schützt, der Staat keinen Rechtsschutz mehr gewährt, die kalkuliert besetzten Gerichte kein Recht sprechen und unsere Ärzte systembedingt nicht heilen, es sei denn im Klassensystem, dass unsere Meinung nur frei ist, wenn konform, unser Wachstum nicht wächst, dass unsere Kirchen Waffen segnen und einzig authentisch noch Nikolaus und Weihnachtsmann sind, habe ich in diesen konsumorientierten Fischeinwickel- und Stiefelausstopfpapieren niemals gelesen. Ich weine ihnen keine Träne nach und Sie sollten es auch nicht tun. MICHAEL DEIKE, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen