: Note Fünf für Eltern
Pisa-Begleitstudie bescheinigt deutschen Eltern geringes Interesse am lernschwachen Nachwuchs. Bildungspolitiker fordern Kita-Pflichtjahr
BERLIN/PARIS dpa/ap ■ Deutsche Eltern erkundigen sich seltener nach den Schulleistungen ihrer Kinder als Eltern in anderen Industrienationen. Auch nehmen sie sich deutlich seltener Zeit für persönliche Gespräche mit ihrem Nachwuchs. Dies ist das Ergebnis einer weiteren Begleituntersuchung der Schulstudie Pisa, die die OECD gestern in Paris veröffentlichte. Auch deutsche Lehrer schneiden im Urteil ihrer Schüler weitaus schlechter ab als die Pädagogen anderer Länder. So glaubt jeder fünfte Schüler, dass die Lehrer gar nicht an ihrem Lernerfolg interessiert sind. Im Schnitt der anderen Industriestaaten ist nur jeder zehnte Schüler dieser Auffassung.
Bei der Pisa-Studie über das Leseverständnis sowie über mathematisch-naturwissenschaftliche Grundkenntnisse hatten deutsche Schüler unter 32 Nationen nur die Plätze 19 bis 25 belegt. Für Pisa wurden weltweit 260.000 Schüler getestet.
Nach dem schlechten Abschneiden bei Pisa haben Bildungspolitiker vorgeschlagen, ein Kindergarten-Pflichtjahr einzuführen. Der saarländische Bildungsminister Jürgen Schreier (CDU) sprach sich laut Focus für ein „systematisiertes Lernen im Kindergarten“ aus, um die Kleinen spielerisch auf das Lesen und Schreiben vorzubereiten. „Deshalb brauchen wir auch eine Kindergartenpflicht im letzten Jahr vor der Schule.“ Bayerns Schulministerin Monika Hohlmeier (CSU) sagte zur Welt am Sonntag, sie halte ein Pflicht-Kindergartenjahr für überlegenswert. Zwecks Integration ausländischer Familien müsse man sicherstellen, dass alle Kinder den Kindergarten besuchten.
Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), forderte in Bild am Sonntag die „frühzeitige Deutschförderung schon im Kindergarten“, um die Chancen von Ausländerkindern zu erhöhen. Ferner seien mehr Lehrer und bessere Sachausstattung für Haupt- und Gesamtschulen nötig. Der Wechsel auf höhere Schulen solle erleichtert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen