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Architekten aktiv

■ Der Nachwuchs will Bewegung – zum Beispiel im „Nachtspeicher“

Ganz andere Töne und ein ganz anderes Publikum erlebt man im Veranstaltungsraum der Bremer Architektenkammer nicht gerade oft. Wo sonst eher das Schwarzbrot berufsalltäglicher Weiterbildung geboten wird – von Bauphysik in der Baupraxis bis zur neuen Energie-Einsparverordnung –, kommt in letzter Zeit mit dem „Forum junger Architekten“ gelegentlich eine andere Facette ins Spiel: die der kulturellen Einbindung von Architektur jenseits des Niveaus von Sonntagsreden. Ein Impuls, der auf die lokale Architektenszene belebend wirken könnte.

Das „Forum junger Architekten“ ist nicht etwa die Jugendorganisation eines einschlägigen Berufsverbandes. Das Hauptmotiv für den Zusammenschluss resultiert aus einer Mangelsituation. Die JungarchitektInnen fühlen sich in ihrem Berufsalltag – meist als Angestellte oder freie Mitarbeiter, oft auch von Arbeitslosigkeit bedroht oder betroffen – kreativ eher unterfordert, Motto: Das kann doch nicht alles gewesen sein. Ebenso wird eine lebendige Architekturdiskussion in dieser Stadt vermisst.

Also schreitet man selbst zur Tat: Man will sich einmischen. Hatte sich die Gruppe vor Jahresfrist auf einem Workshop mit innerstädtischen Randlagen („Verlorene Orte“) entwurflich auseinander gesetzt, so konzentriert sie sich diesmal auf nur einen Ort: Auf den „Nachtspeicher“. Und der soll nicht planerisch interpretiert, sondern konkret „bespielt“ werden.

Gedacht ist, unterschiedliche gestaltende Bereiche innerhalb eines künstlerischen Rahmenkonzeptes zusammenzuführen. Der Titel „Nachtspeicher“ verdichtet sinnbildlich die räumlichen und zeitlichen Eckdaten: Das Ereignis soll sich auf nur eine (hoffentlich laue) Juninacht beschränken.

Als Ort hat man einen der interessantesten Punkte der kommenden Stadtentwicklung gewählt, den Speicher 11, der mit seiner zukünftigen Nutzung als Kunsthochschule und Focke Museum-Dependance so etwas wie der Pfahl im Fleische einer sonst ausschließlich gewerblichen Nutzung des Hafenareals darstellt.

Also noch ein Event? Jein. Die Reaktionen auf das mögliche Profil von „Nachtspeicher“ sind bisher noch gemischt. Für die einen ist die Sache als Event nicht populär genug angelegt: „Wird der Arbeiter aus Walle das auch verstehen?“ Andere fürchten einen Jahrmarkt der Unverbindlichkeiten (Hauptsache ein knalliger Effekt) und vermissen das Zeichenhafte, das thematische Motto. Wieder andere sehen gerade in einem bunten Neben- und Durcheinander die eigentliche Qualität einer solchen Aktion. „Für uns steht zunächst einmal der interdisziplinäre Austausch im Vordergrund“, betonen Wolfgang Tobias und Andreas Wenning vom Forum. Aber auch der Ort, die sensible städtebauliche Situation solle durch das Ereignis hervorgehoben werden.

Jetzt kommt es darauf an, das richtige Fingerspitzengefühl zu entwickeln, um aus den heterogenen Ideen in einem offenen Entwicklungsprozess so etwas wie einen Zusammenhang zu formen. Auch für weitere künstlerische Ideenbeiträge ist man bis Mitte Januar noch offen. Interessierte können sich an Florian Kommer in der Geschäftsstelle der Architektenkammer wenden (tel. 1626895 oder fk§architektenkammer-bremen.de). Eberhard Syring

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