: Jagoda lobt, Adolf streicht
■ Der „kritische Begleiter“ Paul M. Schröder bangt um die Existenz seines Instituts / Deputierte wollen Ressortbericht
Bernhard Jagoda unterschreibt höchstselbst, noch dazu mit „Ihr Bernhard Jagoda“, wenn er Paul M. Schröder antwortet. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit scheint die Arbeit des Bremer Arbeitsmarktforschers zu schätzen. „Ihre Kritik“, schreibt Jagoda da beispielsweise, nachdem Paul Schröder auf die Fehler einer Studie zur Wirkung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hingewiesen hatte, „Ihre Kritik halte ich für zutreffend.“
Auch in Bremen wird die Arbeit des 54-Jährigen geschätzt. Aber bezahlt wird sie deshalb noch lange nicht. Nun aber will auch die Arbeitsdeputation wissen, wie es weitergeht mit dem Mann, der sich bescheiden als „derzeit einziger Mitarbeiter“ des Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe bezeichnet. Denn seit zwei Monaten ist unklar, wie es weitergehen soll. Die Hälfte der Institutsfinanzierung ist weggebrochen. Schröders Einrichtung ist ein gemeinnütziger Verein, die einzige Stelle – Schröders nämlich – wird zur Hälfte vom Arbeitsamt und zur anderen Hälfte aus Landesmitteln bezahlt. Letztere fehlen jetzt. Denn wegen fehlender Kontrolle im Ressort von Arbeitssenatorin Hilde Adolf (die taz berichtete) wurde das Programm „50 plus“, dem Arbeitsfördertopf für ältere Arbeitnehmer, aus dem auch Schröder finanziert wurde, beschnitten. Zu denen, die hinten runterfielen, gehörte auch Paul Schröder. Seine Stelle am Institut hätte – wenn auch mit leicht veränderten Anteilen der Förderung – noch bis ins Jahr 2004 laufen sollen. Nun bekommt er zwar nach wie vor die Mittel des Arbeitsamts, aber mehr nicht. Die nun entstandene Lücke „muss durch Einnahmen gedeckt werden“, sagt Schröder, „wie lange das gut geht, weiß ich nicht.“
Das Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe ist Nachfolger des „Verbunds für Jugendberufsnot“. Nachdem die einst zweieinhalb Stellen des Projekts – ebenfalls wegen Kürzungen im Arbeitsressort – gestrichen wurden, machte Paul Schröder ehrenamtlich weiter, und das für fast zweieinhalb Jahre. Seit 1999 wird er für seine Arbeit wieder bezahlt – alles weitere wie Miete, Telefon, Veröffentlichungen et cetera – tragen die neun Mitglieder des Vereins.
„Kritische Begleitung“ der Tätigkeiten von Arbeitsamt und Arbeitsressort nennt Paul Schröder seinen Job selbst. Als solcherart kritischer Begleiter hat er Verwaltung und Parlamentarier auf ein Missverhältnis aufmerksam gemacht, als es um die Verteilung der Arbeitsfördergelder zwischen Bremen und Bremerhaven ging. Während das Ressort einen relativ einfachen Schlüssel vorgeschlagen hatte, intervenierte Schröder und plädierte für einen komplizierteren, aber seines Erachtens gerechteren Verteiler – das Ressort folgte, nachdem auch die grüne Deputierte Anja Stahmann nochmals auf Schröders Vorschläge hingewiesen hatte. Nun hat sich auch die CDU-Abgeordnete Brigitte Dreyer eingemischt: Sie hat das Ressort um einen schriftlichen Bericht über Paul Schröders Institut gebeten, der auch „die Finanzierung des Instituts beinhalten sollte.“ sgi
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