: Keine Wunschliste
■ Arbeitstreffen Ole von Beusts mit Kulturschaffenden ohne konkretes Resultat
Explizit sollte nicht vom Dauerphantom „Kultursenator“ die Rede sein, implizit passierte es natürlich doch: Rund zwei Stunden lang konferierten Montagabend Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Interims-Kultursenator Rudolf Lange (FDP) mit etwa 15 Intendanten und Museumsdirektoren über die Frage, wie die hamburgische Kulturszene künftig zu gestalten sei. Und obwohl die Regierenden nicht offiziell um Hilfe baten, wurde während des Treffens im Senats-Gästehaus doch deutlich, dass ihnen die Mentalität der Kulturszene noch fremd ist.
Denn mit Vorschlägen analog einem vorweihnachtlichen Wunschzettel, wie es Jurist von Beust wohl erwartet hatte, kamen die Kulturschaffenden nicht in die Sitzung. Klare Dialogforderungen stellten sie stattdessen, verlangten Streitgespräche, denen aber Bekenntnisse der Politik vorangehen müssen: Wie sollen etwa die Theater künftig programmatisch zusammenspielen, sollte es Schwerpunktänderungen geben. Und will man wirklich an Zuschauerzahlen die künstlerische Qualität dessen messen, was auf der Bühne passiert? Ein klares Bekenntnis zu einer bestimmten Form von Kultur erwartet die Szene – und ein Ende des Desinteresses der Politik. Ein Ansinnen, das die Senatsvertreter schon qua Mentalität befremdlich finden, sind sie doch eher auf pekuniäre Forderungen geeicht.
Doch wie schon in der wirren Kultursenatoren-Diskussion sollen die Gastgeber auch diesmal wenig eigene Vorstellungen geäußert haben in dem Gespräch, das – so Ballettchef John Neumeier – „in freundlicher Atmospäre“ verlief. Konkrete Resultate brachte der Austausch, über dessen Inhalt alle Beteiligten Stillschweigen bewahrten, daher nicht. Wohl aber einen Dialogansatz, der Trägheit der einen und Häme der anderen Seite mittelfristig ablösen könnte.
Ein vielleicht produktiver Ansatz, auch wenn rätselhaft bleibt, wie der Senat die angeblich 100 vorliegenden Kultursenatoren-Bewerbungen bis Januar durchgearbeitet haben will. Bis dahin nämlich, so die Verlautbarung, soll ein Kultursenator gefunden worden sein. Petra Schellen
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