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„Ich schwebe in der Luft“

Die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba wurde mit der Friedensmedaille geehrt. Jahrelang hatte sie sich gegen das Apartheidregime in ihrer Heimat engagiert

Es gibt Menschen, die muss man ehren. Und es gibt Menschen, die möchte man in den Arm nehmen und ihnen sagen, dass sie großartig sind. Miriam Makeba wurde am Montagabend im Haus der Kulturen der Welt mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille geehrt. Und im Publikum waren nicht wenige Papiertaschentücher unterwegs, die Tränen der Rührung aufzusaugen. Zu köstlich schienen plötzlich die Erinnerungen an durchtanzte Nächte mit „Pata Pata“, Makebas Welthit und Evergreen aus dem Jahr 1967. Zu lebendig die Erinnerungen an den persönlichen Boykott des Apartheidregimes im Obstladen, als es politisch unkorrekt war, Kap-Orangen zu kaufen.

Makeba ist der Star von nebenan. Wer sie nicht kennt, weiß nichts vom Schwarzen Kontinent. Ganz offiziell formuliert, habe die Künstlerin sich und ihre Lieder in den Dienst der Freiheit und der Gerechtigkeit gestellt. So begründete der Landesverband Berlin-Brandenburg der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen die Auszeichnung der 69-jährigen Sängerin. Makeba, die seit Jahren auch als UN-Botschafterin in Afrika tätig ist, bedankte sich sichtlich gerührt bei „Germany“ und all denen, die sich für ein Ende der Apartheid eingesetzt haben: „Ich schwebe in der Luft, der Preis bedeutet alles für mich.“

Obgleich die „Stimme Afrikas“ zahlreiche internationale Ehrungen für ihr Engagement erhalten hat, wurde sie in Deutschland nun zum erstenmal bedacht. Besonders wichtig sei ihr, dass sie als erste Frau und Afrikanerin diesen Preis erhalte, sagte Makeba bescheiden. Unter den bisher sieben Preisträgern waren unter anderen der ehemalige sowjetische Staats- und Regierungschef Michail Gorbatschow, der Musiker Lord Yehudi Menuhin und Simon Wiesenthal.

Makeba durfte wegen ihrer deutlichen Kritik am südafrikanischen Buren-Regime nicht mehr in ihre Heimat bei Johannesburg zurückkehren. Die Apartheid-Regierung hatte ihren Pass kurzerhand für ungültig erklärt. Erst 1990, auf deutlichen Wunsch Nelson Mandelas hin, konnte Makeba zurück in ihr Land. Während ihrer drei Jahrzehnte im Exil tourte die Musikerin unermüdlich über die Weltbühnen, um auf das Leid und die Diskriminierung ihrer Landsleute aufmerksam zu machen. Dabei sang sie häufig Volkslieder auf Xhosa, auch den weltberühmten Klick-Song. Zweimal berichtete die Diva der Weltmusik vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen von den Verbrechen der Weißen gegen die Schwarzen in Südafrika. Stets plädierte sie für härteste Sanktionen gegen das Regime.

Die Moderatorin Sabine Christiansen erklärte in ihrer Laudatio, Makeba habe mehr für den Schwarzen Kontinent getan als manche Regierung. Nachdem die Sängerin über drei Jahrzehnte kompromisslos für das Ende der Apartheid gekämpft habe, helfe sie nun den Menschen, wieder auf die Beine zu kommen und aufrecht zu gehen. Damit sei sie zu einer Symbolgestalt des Kampfes für Menschenrechte und der Völkerverständigung geworden. Neben ihrem Engagement für Menschen- und Frauenrechte bemüht sich Makeba insbesondere um die Aids-Bekämpfung und um Hilfe für notleidende Mädchen in den Homelands. ADRIENNE WOLTERSDORF

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