unterm strich
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Das internationale Dokumentarfilmfest in München scheint vorerst gerettet. Nachdem die Landeshauptstadt für das renommierte Festival zusätzlich 51.000 Euro bereitstellt, stehe zumindest die Sockelfinanzierung, teilten die Veranstalter gestern mit. Unter der Interimsleitung von Hermann Barth könne nun die Initiativgruppe mit der Programmplanung beginnen. Filme fürs nächste Dokumentarfilmfest, das vom 27. April bis zum 4. Mai 2002 stattfindet, können bis zum 8. Februar eingereicht werden. Nach dem Rücktritt der Gründerin und langjährigen Leiterin des Festivals, Gudrun Geyer, stand dessen Zukunft in Frage. Neben dem internationalen Programm mit dem „Wettbewerb“ werde es anstelle einer Retrospektive ein Schwerpunktthema geben. Unter dem Titel „Paradise Lost“ werden aus aktuellem Anlass Filme über Amerika zu sehen sein, die sich mit diesem vermeintlich bekannten, manchmal aber auch ganz fremden Land beschäftigen – aus amerikanischer, europäischer oder auch arabischer Perspektive.

Filmplakate haben nach Ansicht des Trierer Medienwissenschaftlers Ulrich Jung an Bedeutung für die Filmwerbung eingebüßt und auch ihren Wert als Kunstwerke verloren. Die Transparente seien längst kein Blickfang mehr, sagte der Forscher in einem Gespräch mit dpa. „Musikplakate haben sie als Wandschmuck verdrängt“, beklagte Jung den Trend, der einer am Mittwoch im Trierer Palais Walderdorff beginnenden Schau mit Filmplakaten aus den Jahren 1950–1990 nicht gerade entgegenkommt.

„Als sich noch Grafiker mit einem Filmthema wirklich auseinander setzten, kamen sie oft auf originelle Ideen“, meinte Jung. Das Handwerk sei selten geworden. Heute seien die Entwürfe an Computern oft ohne Kenntnis des Films schnell in mehreren Versuchen gezimmert. „Meist werden die Köpfe von zwei, drei Hauptdarstellern beliebig aneinander gereiht ohne Bezug zum Film“, stellte der Filmwissenschaftler fest. Die Filmwerbung zähle heute mehr auf Ausschnitte aus den Streifen im Fernsehen oder in Kinotrailern.

Der Experte bedauerte, dass Plakate nicht mehr von den Produzenten, sondern fast ausschließlich von Filmverleihen hergestellt würden. „Die geben sich meist nicht die Mühe wie noch die Produzenten bis zu den 20er-Jahren – damals wurden wegen hoher Kosten der Plakatherstellung nur Spitzenprodukte beworben, um Publikum anzulocken“, beklagte Jung. Die Zeiten ändern sich eben. In zehn Jahren darf er sehr wahrscheinlich anlässlich einer Ausstellung zu den besten Trailern mit dpa sprechen.