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Die Suche nach dem ethisch richtigen Weg

Unesco-Weltkommission debattiert über eine gerechtere Wissenschaft. Experten sollen Richtlinien entwerfen

BERLIN taz ■ Energieprobleme, Zugang zu sauberem Wasser, gerechter Ausbau der Kommunikationsmöglichkeiten oder eine der gesamten Menschheit zukommende Nutzung des Weltalls – das sind die vier großen Themen, die bis heute auf der 2. internationalen Konferenz der „Weltkommission für ethische Fragen in Wissenschaft und Technologie“ (Comest) in Berlin behandelt werden. Die von der Unesco eingerichtete Weltkommission hat sich zur Aufgabe gemacht, eine ethische Richtschnur und Prinzipien zu entwickeln, damit Wissenschaft und Forschung in diesen vier Bereichen der gesamten Menschheit zugute kommen. Rund 200 Wissenschaftler und Techniker aus der ganzen Welt nehmen an der Konferenz teil.

„Wir sind nur Ratgeber“, sagte die Comtest-Vorsitzende und ehemalige Präsidentin von Island, Vigdis Finnbogadottir, gestern in Berlin. Sie machte damit auch klar, dass die Weltkommission kein Instrumentarium dafür hat, dass ihre Vorschläge auch in die Praxis umgesetzt werden. Die Kommission hofft jedoch, dass die von ihr erstellten Berichte und Empfehlungen die Diskussion über die anstehenden Probleme wirklich beeinflussen. Zielgruppe ist daher nicht nur die Politik, sondern vor allem die Öffentlichkeit, die Druck auf Entscheidungsträger ausüben müsse. Einziges deutsches Mitglied in der aus 18 „namhaften Persönlichkeiten“ bestehenden Kommission ist die thüringische Forschungsministerin Dagmar Schipanski. Gestern lagen noch keine abschließenden Empfehlungen vor. „Am weitesten fortgeschritten ist die Arbeitsgruppe Energie“, sagte Schipanski, aber da gebe es noch Probleme. Sie hofft, dass nach der nächsten Konferenz im Sommer konkrete Empfehlungen vorliegen werden.

Den Vorsitz in der Arbeitsgruppe „Wasser“ hat der britische Ökologe Lord Selborne. Wenn es nach ihm ginge, sollte die Unesco-Weltkommission nicht nur eine Bestandaufnahme über die Weltressourcen und Empfehlungen für deren gerechte Verteilung erarbeiten, sondern auch Zukunftsmodelle mit verschiedenen Szenarien zur Wassernutzung entwickeln. Selborn will an den Club of Rome anknüpfen, der seinerzeit mit seinen Berichten über die „Grenzen des Wachstums“ die Diskussion über die begrenzten Weltressourcen und die Umweltprobleme beeinflusst hat. „Jede Technik hat Vor- und Nachteile“, sagte Lord Selborne, „wir müssen uns immer fragen, welches für unsere nachfolgenden Generationen der ethisch richtige Weg ist.“ WOLFGANG LÖHR

Arbeitspapiere unter: www.unesco.org/ethics/comest

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