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Nur dreimal versagt

Schon wieder auswärts gepunktet, diesmal bei Hertha BSC: Die Winterpause kommt für den FC St. Pauli zur falschen Zeit  ■ Von Markus Völker

Es gibt Anlässe, zurück zu bli-cken. Die Winterpause der Bundesliga ist so eine Gelegenheit. St. Paulis Trainer Dietmar Demuth bilanzierte also 18 Partien seiner Mannschaft und kam zu dem Schluss: „Wir haben in diesen Spielen nur dreimal versagt: Das gibt doch Zuversicht.“ Gefragt, ob das Versagen einen Ort gehabt habe, überlegte Demuth lange. „Gegen den HSV vielleicht oder Gladbach, das waren alles so Zwitterdinger.“ Das 2:2-Unentschieden gegen Hertha BSC Berlin war hingegen eindeutig zuzuordnen. „Ein ganz ansehnliches Spiel“, sagte Demuth. „So wie ich mir das vorstelle.“

Die Spielanalysen des Dietmar Demuth fallen im Gegensatz zu seinen Kollegen noch trockener aus. Das weite Feld des Fußballjargons wird souverän abgeschritten. Auch am Dienstagabend schnürte der Trainer seine Sportschuhe, tat seinen Popeline-Trainingsanzug an und machte sich auf den Weg. „Der finale Pass hätte kommen müssen“, stellte er zunächst fest. Wenig später hielt er bei der Bemerkung an: „Wenn wir nicht mit elf Mann auftreten, dann schaffen wir es nicht.“

Seine Schützlinge waren zwar bis auf wenige Minuten in der zweiten Halbzeit die feldüberlegene Mannschaft, scheiterten aber stets an kleineren Unzulänglichkeiten, die den Unterschied zwischen erfolgreichen und abstiegsbedrohten Teams ausmachen: ungenaue Zuspiele, intuitiv falsche Laufwege, mickrige Ballbehandlung.

Hertha BSC tat alles, um dem Aufsteiger nach dem „Aha-Erlebnis in Nürnberg“ (Demuth) zu einem weiteren Teilerfolg zu verhelfen. Hertha wirkte müde und ausgelaugt, so dass Trainer Jürgen Röber nach Spielende feststellte, „Spritzigkeit und so weiter haben einfach nicht stattgefunden.“

St. Paulis Stürmer Rath und Patschinski kamen gegen Herthas Viererabwehrkette besser zu Rande. Im Mittelfeld spann Thomas Meggle die Fäden. Auch die Nachwuchskräfte versuchten ihr bestes. Manager Stephan Beutel sieht bereits „einen Lernprozess, aus dem unsere jungen Spieler gestärkt hervorgehen“. Racanel ist gemeint, auch Gibbs.

Freilich hätte es in diesem Spiel „nur einen Sieger geben dürfen: St. Pauli“, so Demuth. Aber auch der Punktsieg veranlasste den Torschützen zum 2:1, Marcel Rath, zur Aussage, man sei „wieder da“. Demuth schloss sich dieser Erkenntnis gern an. „Nach der Winterpause werden wir angreifen“, versprach er. Das sollte der Tabellenletzte dann schleunigst tun. Denn die Bilanz zur Winterpause sagt auch: Platz 18, nur neun Pluspunkte und vier Punkte Abstand auf Köln und Nürnberg.

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