berliner szenen
: Doggie-Style

Igittigitt

Nichts stinkt so wie nasse Hunde im Winter. Außer vielleicht feuchte Second-Hand-Mäntel, die man aus Geiz nicht hat reinigen lassen, oder weil man glaubt, dass die sich von selbst waschen (tun sie manchmal! Meine dicken Pullover und Hosen zum Beispiel gehen heimlich nachts zum Auslüften raus).

Was auch immer unglaublich stinkt, ist Berlin, da, wo es aufgekratzt wird. Also am Potsdamer Platz, als noch 100.000 Schwarzarbeiter dort für 3,95 DM/Stunde (ohne Fahrgeld) Gerüste um nicht explodierte Weltkriegs-Bomben ziehen mussten, und danach ab in die orangen Wellblech-Container. Brrrr. Aber auch jede andere Baustelle muffelt da, wo man ein Loch in die obere Epidermis Berlins bohrt. Als ob die Stadt nur notdürftig von etwas Teer zusammengehalten wird. Vielleicht sollte man Berlin mal ein Deo besorgen. Oder so einen Öko-Mineralstein, der 100 Jahre in der Ecke des Badezimmerschränkchens vor sich hin gammelt, und dann kann man ihn immer noch als Notgeschenk benutzen.

Und dann stinkt Neukölln auch immer nach fett gärender Hefe, wenn die Kindl-Brauerei ein kleines Fensterchen aufmacht, damit die minderjährigen Asiatinnen, die dort ohne Feuertreppe und Versicherung 18 Stunden am Tag in gebückter Haltung Kronenkorken zahnen, nicht alle ersticken.

Okay, okay. War jetzt übertrieben. Musste nur gerade an „Oliver’s Story“ denken, die Fortsetzung von Erich Segals „Love Story“, in dem genau so eine Fabrik in Hongkong beschrieben wird. Darum macht Oliver dann auch mit Marcie, der großindustriellen, ausbeuterischen Jennifer-Cavalieri-Nachfolgerin, Schluss. Hach, so ein moralischer Film! Wenn auch lange nicht so gut wie „Love Story“. JENNI ZYLKA