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: Endlich Winterpause im Jammertal Bundesliga

Die Zeit der Tränen

Na, ein Glück, dass endlich Pause ist, sonst wäre die Bundesliga noch gänzlich im Jammertal versunken. Den Anfang machte der freiersfüßige Jürgen Röber in Berlin, als er tränenreich das ahnen ließ, was am Mittwoch seine Bestätigung fand: den langen Abschied als Hertha-Trainer. Huub Stevens hatte seine Zährenpflicht schon ein paar Monate früher erfüllt, als sich die Meisterschale plötzlich in seinen Händen dematerialisierte wie von einem bösen Ringgeist gemopst – nur dass es sich bei jenem eher um einen bayerischen Salatschüsselgeist handelte. Entsprechend gefasst geriet sein Abschied bei Schalke 04, während der in den letzten Wochen zunehmend ungenießbare Manager Rudi Assauer noch grummeliger wirkte und seinen Gram in reichlich unmotivierte Tiraden gegen den armen Röber ummünzte: „Solange ich Manager bin, wird Röber nicht Trainer hier.“ Nun, vielleicht wäre ein Berufswechsel ja mal angebracht, bevor die Gesichtsfurchen Gandalf-Dimensionen annehmen.

Auch Uli Hoeneß ist Meister darin, Kummer in Aggression zu verwandeln, sein Lieblingsopfer heißt derzeit Sebastian Kehl, der einfach nicht zugeben will, dass es eine verbrecherische Schandtat war, die Bayern erst scharf zu machen und ihnen dann einen Korb zu geben.

Vollends tragisch wird es, wenn wir uns von den unteren Tabellenregionen an die Spitze vorarbeiten, zum Beispiel zu den Dortmunder Borussen, wo sich jede Woche aufs Neue die Millionenquizfrage stellt: Was war zuerst auf der Welt: die Sorgenfalte oder Matthias Sammer. „Schülermannschaft“, nannte der freudloseste Trainer der Welt seit Ernst Happel seine Mannschaft, die gerade nach Punkten mit Spitzenreiter Leverkusen gleichgezogen hatte, was sie aber noch nicht wusste, weil Bayer erst einen Tag später in Wolfsburg unterging. Gut, dass es nicht zur Tabellenführung gereicht hat, sonst hätte Sammer über Weihnachten bei den Spielern daheim vermutlich persönlich sämtliche Schallplatten mit „Oh, du Fröhliche“ konfisziert und durch Nicoles „Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund“ ersetzt.

Womit wir bei den Leverkusenern wären. Nein, geweint hat er nicht, der Klaus Toppmöller, aber dafür ausgesehen wie Andy Möller an einem Regentag. Toppmöller hat nämlich ein Problem: Er kann nicht rotieren. Ehrlich, das hat er gesagt. Da reist der dicke Calli nun die ganze Zeit in der Welt herum, schleppt einen Brasilianer nach dem andern an, und dann das: Ballack, Nowotny, Lucio weg, zack, 1:3 in Wolfsburg. Arme, abgebrannte Leverkusener. Hat nicht zufällig jemand ein paar passable Fußballer übrig, um ihnen über die Rückrunde zu helfen? Damit Calmund nicht wieder wildfremde Kicker anwispern muss, ob sie nicht bei ihm spielen wollen, so wie Torsten Frings in Bremen. Das hat Werder-Coach Schaaf gar nicht gefallen. Apropos Thomas Schaaf – der jammert überhaupt nicht. Aber die Bremer waren ja schon immer ein bisschen komisch. MATTI LIESKE