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norman mailer

Leben und Werk

„Ihr solltet auf ihn hören“, sagte Muhammed Ali einmal über den Schriftsteller, Regisseur und Journalisten Norman Mailer: „Denn so wie ich der Box-Champion bin, so ist er der Schreib-Champion.“ Dass Mailer den legendären „Rumble in the Jungle“ zwischen Ali und George Foreman 1975 in Kinshasa verewigte („Der Kampf“), ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem intellektuellen Juden und dem muslimischen Sportler – Outlaws waren sie beide.

Während aber Ali inzwischen als große Konsensfigur herumgereicht wird, ist Mailer der unbequeme Schriftsteller geblieben, als der er 1948 mit „Die Nackten und die Toten“ reüssierte.

Norman Kingsley Mailer wurde am 31. Januar 1923 als Sohn litauischer Einwanderer in New Jersey geboren. Ab 1927 lebte er in Brooklyn, bis 1943 hatte er eine Ausbildung zum Flugingenieur in Harvard beendet.

In verschiedenen Schriftstellerkursen lernte er nach eigenem Bekunden, „wie man es nicht machen soll“. Jedenfalls traf schon sein Debüt, dem in nahezu alle Weltsprachen übersetzten „Die Nackten und die Toten“, den Nerv der Zeit. Das Buch über den pazifischen Kriegsschauplatz beruht auf Mailers Erlebnissen als US-Soldat auf den Philippinen und in Japan. Im selben Maße allerdings, wie seine folgenden Romane „Am Rande der Barbarei“ (1951) und „Der Hirschpark“ (1956) von der Kritik geschmäht wurden, avancierte Mailer auch journalistisch zum kritischen bis skeptischen Beobachter der US-Gesellschaft.

Dass der amerikanische Traum auch „Der Alptraum“ (1964) sein könnte, hatte er schon während der unseligen Verfolgungen kommunistischer Umtriebe durch Senator McCarthy Anfang der Fünfzigerjahre erfahren. Für seine Reportage „Heere aus der Nacht“, nach einem Prostestmarsch von Vietnam-Kriegsgegnern auf das Pentagon, erhielt er 1968 den Pulitzer-Preis – nachdem er sich zuvor dem „Autorenkino“ zugewendet und das Schreiben auf Eis gelegt hatte. Die begehrte Trophäe sicherte er sich 1980 sogar zum zweites Mal, mit „Gnadenlos – das Lied vom Henker“, dem Porträt eines Doppelmörders und Todeskandidaten.

Gegen den radikalen Feminismus schrieb er ebenso an wie gegen den US-Geheimdienst CIA, er kandidierte einmal als Bürgermeister von New York und lud als Vorsitzender des amerikanischen PEN-Club den damaligen Außenminister Schultz ein – wodurch er es sich under anderem mit Günter Grass verscherzte.

Ein Schriftsteller, das ist für Mailer „irgendwas zwischen Psychologe, Historiker, Detektiv und Schüler der Stile und der Sitten“. Und „Gewalt ist die letzte Grenze der Literatur, wie er gerne sagt. Heute lebt Norman Mailer in sechster Ehe mit seiner Frau Norris Church in Brooklyn. FRA

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