Kriegsangst wächst

Indien zieht seinen Botschafter aus Pakistan ab. Islamabad und Washington sperren Konten von zwei terrorverdächtigen Gruppen

ISLAMABAD/DELHI dpa/ap/taz ■ Eine Woche nach dem Terrorangriff auf das indische Parlament in Delhi haben sich die Spannungen zwischen Indien und Pakistan gestern weiter verschärft. Indien rief seinen Botschafter aus Islamabad zurück und kündigte an, die Bus- und Zugverbindungen zwischen beiden Ländern einzustellen. Beide Schritte erhöhten bei Beobachtern die Sorge, dass ein militärischer Angriff Indiens bevorstehen könnte.

Das Außenministerium in Delhi begründete den Rückruf des Botschafters mit fehlenden Bemühungen Pakistans, gegen zwei islamistische Gruppen vorzugehen, die für den Angriff auf das indische Parlament mit 13 Toten verantwortlich gemacht werden. Die beiden Organisationen, Laschkar e-Taiba und Jaisch e-Mohammed, kämpfen für einen Anschluss des indischen Teils von Kaschmir an Pakistan, wo sie Stützpunkte haben.

Pakistans Außenministerium kündigte allerdings gestern an, die Konten von Laschkar e-Toiba und der Organisation Umma Tamir Nau würden eingefroren. Die Ankündigung folgte nur einen Tag nach der Beschuldigung von US-Präsident George W. Bush, die beiden Gruppen hätten terroristische Handlungen begangen. Bush hatte auch die Blockierung der Gelder durch die USA angekündigt.

Die drei Gruppen wiesen die Vorwürfe zurück. Jaisch e-Mohammed drohte jedoch Terroranschläge in Indien an. „Wir werden schockierende Attacken ausführen, die Geschichte in großen indischen Städten machen werden“, hieß es in einer Stellungnahme der Gruppe in einer Lokalzeitung im indischen Teil Kaschmirs. Umma Tamir Nau soll der Terrorgruppe Ussama Bin Ladens Informationen über Atomwaffen gegeben haben, unterstützt nach eigenen Angaben aber nur Hungernde in Afghanistan. Laschkar e-Taiba will laut Bush die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan zerstören. Die Bus- und Zugverbindungen zwischen beiden Ländern sollen vom 1. Januar an gekappt werden. Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee hatte die Buslinie erst 1999 selbst eröffnet.

Auch gestern gab es im indischen Teil Kaschmirs wieder ein Todesopfer. Bei der Explosion eines in einem Radio versteckten Sprengsatzes wurde nach Polizeiangaben ein Polizist einer Sondereinheit getötet und drei Personen verletzt. Das Radiogerät war an einer Straße 170 Kilometer nördlich von Jammu abgestellt worden. Der Polizist hob den Empfänger auf, um die Übertragung eines Cricketspiels zu verfolgen, und stieg in einen Bus. Unmittelbar darauf explodierte das Gerät, der Mann wurde getötet, drei Personen verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.