: Trashmonkeys toppen sogar pleasure beach
■ Ihr Geheimrezept: Ein starkes Gebräu aus Garage-Punk und 60/70ies Rock
Titel oder Namen leiten ja oft in die Irre. Selten erfüllen sie die in der Phantasie ausgemalten Bilder. Wann ist schon mal der Name auch wirklich Programm? Bei der Bremer Band „Trashmonkeys“! Sie spielen Schrott à la carte und entzückten damit am letzten Freitagabend vor Weihnachten die zahlreich erschienenen ZuhörerInnen im Tower, als sie ihr zweites Album „clubtown“ vorstellten.
Zuvor gab es erst einmal was auf die Ohren von pleasure beach. Die vierköpfige Londoner Band war gerade dabei, das Publikum mit ihrer Mischung aus manischer Orgelmusik und zielsicher gegriffener Gitarre einzunehmen, als ein Stromausfall dem Hörgenuss jäh ein Ende bereitete.
Ratlosigkeit bei den Musikern, Verständnis beim Publikum und fünf Minuten Konservenmusik waren die Folge dieses quasi nicht-elektrischen Intermezzos. Gut überspielt und schnell weitergespielt. Die Gitarre klang selbst dann noch gut, als der Gitarrist die Saiten seines Instruments an der Box rieb.
Da stellte sich die Frage: Können die Trashmonkeys das überhaupt noch toppen? Sie konnten.
Ihr Geheimrezept: Ein stilsicheres, starkes Gebräu aus Garage-Punk und sixties/seventies Rock. Das dem Publikum – ihrer Tanzbereitschaft nach zu urteilen – aber gut bekam. Da wurde schon mal das Mikro des Co-Sängers und Bassisten Darren Fralick von der Menge umgefegt, was ihn aber nur kurzzeitig irritierte. Fralick zeigte erst Zähne, als es darum ging, sein Bier mit den Beißwerkzeugen zu entkronen.
Der Schlagzeuger Gunnar Riedel schien dem Geschehen ein wenig entrückt. Seine Pupillen entschwanden irgendwo ins Nirgendwo, als er bei den schnellen Beats sein Instrument zum Kampf herausforderte. Sänger und Gitarrist Andreas Wolfinger verdiente sich den Titel „Der mit der Gitarre tanzt“, als er sein Instrument auf den Boden legte, um es mit seinen Füßen zu spielen. Ruhepol der Mannschaft scheint Organist Offer Stock zu sein, der gewissenhaft seiner Orgel mal Kirchenmusik ähnliche Klänge entlockte, mal aber auch sein gutes Stück fauchen ließ, wie ein Drache.
Schade nur, dass die hervorragende Stimme Wolfingers gegenüber den Instrumenten in den Hintergrund trat. So erschien sie manchmal statt eines heftigen Gewitters eher als ein Wetterleuchten – mit schönen elektrischen Entladungen. Sörre Wieck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen