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Karstadt gibt den Echtpelzhandel auf

Teilerfolg für Tierschützer: Wieder schließt ein Konzern seine Rauchwarenabteilungen. Nerzkrägen gibt es aber weiter

BERLIN taz ■ Gerade rechtzeitig zur bundesweiten Kampagne der „Offensive gegen die Pelzindustrie“ hat Karstadt erklärt, aus dem Pelzhandel auszusteigen. Nach C&A ist das Handelsunternehmen in diesem Jahr das zweite, das Rauchwaren nach Protesten aus den Regalen verbannen will.

Wochenlang hatten Tierrechtler vor Karstadt-Niederlassungen in Hamburg und Berlin protestiert, Unterschriften gesammelt und zum Boykott aufgerufen. Zunächst hatte das Unternehmen der Offensive lediglich Gespräche über „Tierschutz und Auflagen zu Tierhaltung und -transport“ angeboten. Damit gaben sich die Pelzgegner jedoch nicht zufrieden. Sie warfen dem Konzern vor, „das individuelle Leiden, das Millionen empfindungsfähiger Lebewesen in den Pelzfarmen bis zu ihrem gewaltsamen Tod per Vergasung, Stromschlag oder Genickbruch jährlich erdulden müssen“ zu ignorieren. Die Aktivisten kündigten an, den Protest erst dann ruhen zu lassen, wenn Karstadt die Pelzabteilungen ganz schließt.

Dieser Tage teilte das Unternehmen nun mit, dass es den Echtpelzverkauf in den Warenhäusern Karstadt, Wertheim und im Alsterhaus am Hamburger Jungfernstieg spätestens im März aufgeben will. Karstadt werde sich nun auf das Geschäft mit Kunstpelzen konzentrieren, erklärte Elmar Kratz von der Karstadt Warenhaus AG, einer hundertprozentigen Tochter der KarstadtQuelle AG, die Europas größter Warenhauskonzern ist.

Schon im letzten Winter hatte die Kampagne der Tierrechtler dem Bekleidungsgiganten C&A heftig zugesetzt. Die Aktivisten waren dem Konzern in 25 deutschen Städten, durch Dachbesetzungen, Dauerkundgebungen vor den Filialen, Fax-, E-Mail- und Telefonprotesten erfolgreich ans Leder gegangen.

Auf das plötzliche Karstadt-Einlenken reagieren die Tierrechtler indes noch skeptisch: „Bisher liegt uns keine Verlautbarung des Unternehmens zu seinem kompletten Ausstieg aus dem Todeshandel vor“, erklärte eine Sprecherin der Offensive. So führt das Bündnis seine Demonstrationen in zehn bundesdeutschen Großstädten unbeirrt durch.

Zudem sagte Karstadt-Sprecher Kratz auf Anfrage, dass Pelzbesatz in allen Niederlassungen des Konzerns im Sortiment bleibe. „Aber der Trend gehe auch hier in Richtung Kunstpelz, der bereits 90 Prozent aller Krägen ziert.“ VOLKER STAHL

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