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Bomben auf Tora Bora

In Afghanistan bombardieren die USA wieder Verstecke von Bin Laden und al-Qaida. Dostum wird stellvertretender Verteidigungsminister

KABUL ap/rtr/taz ■ Die USA wollen den Krieg in Afghanistan auch nach dem Amtsantritt der Interimsregierung fortsetzen. Ein Sprecher der von den USA geführten „Anti-Terror-Koalition“, Kenton Keith, erklärte gestern in Islamabad, es gebe in Afghanistan noch immer Widerstandsnester. Bereits am Montag hatten die USA nach mehrtägiger Pause ihre Bombardements wieder aufgenommen. Ziel seien Anführer der Taliban und die Führungsmitglieder der al-Qaida, sagte Keith. Der Aufenthaltsort einiger Gesuchter sei bekannt, andere seien auf der Flucht oder hielten sich versteckt. Verhöre der Gefangenen und die genaue Durchsuchung ehemaliger Verstecke sollten demnächst Klarheit bringen.

US-Militärs schließen nicht aus, dass sich Ussama Bin Laden noch immer mit Getreuen in den Höhlen von Tora Bora versteckt. Es wird erwogen, dort eine Bombe einzusetzen, die allen Sauerstoff verbrennt. Dadurch würde jeder, der sich in den Höhlen aufhält, ersticken. Derweil berichtete die in Islamabad erscheinende Tageszeitung Oberver unter Berufung auf einen Talibanführer, Bin Laden sei Mitte Dezember bei Tora Bora an einer Lungenerkrankung gestorben. Der Talibanführer habe an der Beisetzung teilgenommen.

In Kabul wollte die Interimsregierung noch gestern ihr zweite Kabinettssitzung einberufen. Die Minister für Verteidigung und Inneres wollten Berichte über die Sicherheitslage in der Hauptstadt vorlegen. Erst am Montag war der usbekische Warlord Raschid Dostum von Regierungschef Hamid Karsai zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt worden. Das gilt als Versuch, Dostum in die Regierung einzubinden. Er hatte zunächst gedroht, sie nicht anzuerkennen, war dann aber doch am Samstag zu ihrer Vereidigung erschienen.

Wegen der Gefahr von Anschlägen wurden die in Kandahar eingesetzten US-Marines in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Dort lieferten sich in einem Krankenhaus mit ihren Waffen eingelieferte verwundete al-Qaida-Kämpfer Feuergefechte mit afghanischen Truppen. US-Soldaten hätten sich daran nicht beteiligt, teilte das US-Außenministerium mit. Spezialkräfte beobachteten jedoch die Situation, weil sie einige der Kämpfer möglicherweise festnehmen wollten.

Nach Angaben pakistanischer Grenzschützer ziehen vermehrt afghanische Flüchtlinge in ihre Heimat zurück. Am Dienstag seien es allein rund 800 am Grenzübergang Cham gewesen. Russische Spezialkräfte entschärften bisher fast 5.000 Sprengsätze in Kabul und dem Salang-Tunnel, teilte der russiche Katastrophenschutzminister in Moskau mit.

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