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Reporterinnen andernorts

betr.: „. . . und Friede auf Erden?“, Autorinnen zum Krieg, Weihnachtsausgabe der taz

Ihre Frauen-und-Krieg-Ausgabe war eine gute Idee, gratuliere. Seltsam ist aber, wiederholt lesen zu müssen, Kriegs- und Krisenberichterstattung sei noch immer eine Männerdomäne – etwa in einem Beitrag von Alexandra Föderl-Schmid über die Reporterin Martha Gellhorn. Schmid schreibt, Frauen wie CNNs Anchorwoman Christiane Amanpour seien „die Ausnahme“.

Das mag Rezipienten deutschsprachiger Medien so vorkommen. In der angelsächsischen Welt – und andernorts – ist man längst viel weiter. Seit Mary McCarthys „Vietnam Report“ und Oriana Fallacis besten Zeiten hat sich so viel bewegt, dass es verwundert, wie manche offenbar nur sehen, was sie sehen wollen.

Das neben CNN größte Medium der Welt, BBC-World (TV, Radio) mit etwa 300 Millionen Zuschauern und noch mehr Hörern, weist unter den etwa 2.000 Reportern eine so hohe Zahl an Krisen- und Kriegsberichterstattern auf, dass es kaum zu übersehen wäre, würde man dieses wohl beste Medium wahrnehmen. In Nahost, Afghanistan, Balkanländern, Somalia, Tschetschnien, überall Frauen als Reporterinnen: Orla Guerin, Caroline Wyatt, Susannah Price, Lyse Doucet, Jackie Rowland, Caroline Hawley, Jill McGivering, Ishbel Mattison und Dutzende andere gehören an den Fronten zu den empathischsten, mutigsten und klarsten Stimmen. Unüberhörbar.

Vergessen sollte man auch nicht Reporterinnen wie Carlotta Gall bei der New York Times, Maggie O’Kane beim Londoner Guardian, Olivia Ward beim Toronto Star oder die unlängst in Afghanistan ums Leben gekommene Maria Grazia vom Corriere della Sera oder die britische Journalistin Ivonne Ridley, die in Afghanistan zu Beginn des Krieges von den Taliban inhaftiert worden war. Falsch ist schlicht, dass Frauen nicht „ins Feld“ geschickt werden, um zu berichten. Das Gegenteil stimmt. Richtig ist allerdings: In den Schlüsselpositionen am Schreibtisch, den Domänen der „Deutungshoheit“ sind Frauen in den Medien nicht nur unterrepräsentiert, sondern zu fast 99 Prozent absent. Eure Chefredakteurin Bascha Mika gehört zu den seltenen Frauen in solchen Positionen, und das ist in England und den USA zwar etwas, aber nicht bedeutend besser. Warum das so ist, liegt auf der Hand. Hier ist die „homefront“. CAROLINE FETSCHER, Berlin

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