Ein Dialog rückt näher

Indien bietet Pakistan Gespräche über Kaschmir an. Mindestens 17 Tote bei Gefechten in Konfliktregion

NEU DELHI/ISLAMABAD dpa/afp/rtr ■ In dem Konflikt zwischen Indien und Pakistan um die Kaschmir-Region hat sich erstmals eine Entspannung angedeutet. Zum ersten Mal seit Beginn der Krise bot Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee Pakistan Gespräche an. „Gehen Sie entschieden gegen den Terrorismus vor, und Sie finden Indien bereit, alle Themen durch Dialog zu lösen“, schrieb Vajpayee in seiner Neujahrsbotschaft. Zuvor hatte der indische Außenminister Jaswant Singh die Festnahme militanter Muslime in Pakistan als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet. Ob es jedoch in den nächsten Tagen am Rande des Südasiengipfels zu einem indisch-pakistanischen Treffen kommen wird, blieb gestern weiter offen. Überdies erneuerten beide Seiten ihren Atomwaffenvertrag. Dieser verpflichtet die Unterzeichner, die atomaren Einrichtungen des jeweils anderen Landes nicht anzugreifen.

Ungeachtet der diplomatischen Annäherung kam es am Montag und Dienstag in Kaschmir zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Dabei wurden mindestens 17 Menschen getötet. Bei Gefechten zwischen indischen und pakistanischen Truppen wurden nach indischen Armeeangaben am Montagabend in Kaschmir zehn pakistanische Soldaten getötet. Es handelte sich um einen der blutigsten Zwischenfälle seit dem Wiederaufflammen des Konflikts. Bei einem anderen Schusswechsel wurden zwei indische Soldaten getötet. Im Verwaltungsgebiet Poonch töteten Extremisten fünf Inder hinduistischen Glaubens, wie die Polizei mitteilte.

Aus Angst vor einem möglichen Krieg mit Indien haben zahlreiche Bewohner pakistanische Dörfer in der Kaschmir-Region verlassen. Vor allem im Grenzgebiet um Lahore hätten viele Anwohner ihre Häuser in Panik geräumt, berichteten Augenzeugen gestern. Bewohner von mehr als zwölf Dörfern hätten ihre Habe auf Traktoranhänger geladen und seien in die großen Städte Lahore und Kasur gezogen. Viele Ortschaften seien mittlerweile zur Hälfte von ihren Einwohner verlassen.