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Not-Nagel für die Polizei

Neuer Polizeipräsident Udo „100 Prozent“ Nagel kommt aus Innensenator Ronald Schills Vorbild München nach Hamburg  ■ Von Sven-Michael Veit

Jetzt wird ein Nagel zum Kopf gemacht. Der Münchner Kriminaldirektor Udo Nagel soll neuer Polizeipräsident in Hamburg werden. Das gab Innensenator Ronald Schill gestern bekannt. Nagels Berufung soll nächste Woche durch den Senat offiziell erfolgen. Nagel sei „ein hochqualifizierter Fachmann“, behauptete gestern Innen-Staatsrat Walter Wellinghausen (SPD). Von dem Mann, der sich an der Isar den Beinamen „Mister 100 Prozent“ erworben hat, seien „neue Ideen“ zu erwarten.

Welche das sein sollen, ist klar: Der 50-Jährige soll in der „Hauptstadt des Verbrechens“, wie Schill Hamburg gerne bezeichnet, nach Münchner Vorbild aufräumen. In der bayrischen Hauptstadt nämlich, so wurde Schill in seinem Wahlkampf der Inneren Verunsicherung nicht müde zu behaupten, seien die Verhältnisse „in Ordnung“. Er wolle dafür sorgen, dass Hamburg genauso sicher werde. Dafür macht er nun die Nagel-Probe.

Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) begrüßte „die Berufung dieses ausgewiesenen Sicherheitsexperten“. Nagel habe an vielen Stellen bewiesen, dass er auch große Herausforderungen „mit Bravour meistern“ könne.

Zugleich intensiviert sich damit die „Sicherheitspartnerschaft zwischen Hamburg und Bayern“, die Schill Mitte November verkündet hatte. In wenigen Wochen sollen die ersten 20 bayrischen Polizeibeamten für eine sechsmonatige Dienstzeit in die Hansestadt kommen. Dieses Ausleihgeschäft hatten Schill und Beckstein kurz zuvor als „erste Hilfe“ verabredet. „Nachdem Rot-Grün die Polizei kaputtgespart“ so Schill damals, „sei Hamburg in einer Notlage.“ Aus dieser soll nun der Not-Nagel heraushelfen.

Hamburgs Polizei wird derzeit kommissarisch von Kriminaldirektor Wolfgang Sielaff geleitet. Im November hatte Schill den Polizeipräsidenten Justus Woydt (SPD) in den Ruhestand versetzt. Er stehe „auf meiner Abschussliste“, so Schill schon kurz nach der Bürgerschaftswahl. Der Polizeipräsident ist ein „politischer Beamter“, der ohne Angabe von Gründen aus dem Amt entfernt werden kann. Dieser Status soll das „besondere Vertrauensverhältnis“ zwischen einem Senator und seinem Spitzenbeamten betonen. Dieses war zwischen Schill und Woydt nicht einmal ansatzweise vorhanden.

Schon Woydts Vorgänger Arved Semerak war 1996 geschasst worden. Der damalige Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) hatte das CDU-Mitglied wegen erwiesener Unfähigkeit nach nur gut einem Jahr Amtszeit wieder entlassen.

Das Amt des Polizeipräsidenten war nach mehrjähriger Vakanz 1995 wieder eingeführt worden, um den, so Wrocklage seinerzeit, „notwendigen offenen Prozess in der Polizei“ voranzutreiben. Dies sei eine Konsequenz aus dem Hamburger Polizeiskandal. Sein Nachfolger Schill, der den Polizeiskandal für einen „so genannten“ oder auch „fingierten“ hält, hat von den Aufgaben eines Polizeipräsidenten andere Auffassungen.

Mit Sicherheit.

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