: Nur mit Pass zum Kindergarten
■ Um Doppelanmeldungen zu vermeiden, verschickt Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) jetzt Kindergarten-Pässe.
Vier Wochen früher als bisher, nämlich bereits in der zweiten Januarhälfte, müssen Eltern in Bremen dieses Jahr ihre Kinder anmelden, wenn diese ab August einen Kindergartenplatz haben sollen. Die 4.750 Eltern, deren Kinder Ende Juli 2002 zwei Jahre alt sein werden, bekommen dafür in den nächsten Tagen einen „Kindergarten-Pass“ zugeschickt. Mit dem „Pass“, der bei der Anmeldung im Kindergarten abgegeben werden muss, will Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) dem Problem der Doppelanmeldungen beikommen. Viel zu viele Eltern nämlich meldeten bislang ihr Kind gleich in mehrern Kindergärten an. Die Folge: Adolf verlor regelmäßig den Überblick, wie viele Kindergartenplätze tatsächlich benötigt wurden. Zudem, klagt die Sozialressort-Chefin, sei stets der Eindruck entstanden, dass mehr Anmeldungen vorlägen als Plätze vorhanden seien: „Die Aufregung ist immer groß.“
Bereits seit 1996 war den Kindern daher per Brief eine „ID-Nummer“ zugewiesen worden, mittels derer die Kindergärten doppelte Anmeldungen herausfiltern sollten. Doch Adolf gesteht: „Das hat auch im letzten Jahr leider immer noch nicht so geklappt.“ Der „Kindergarten-Pass“ soll nun das Problem an der Wurzel packen. Rolf Wroblewski vom Gesamtelternbeirat der städtischen Kindertagesheime steht dem Verfahren allerdings skeptisch gegenüber. Zwar sollen Eltern für den Fall, dass in ihrem Wunschkindergarten kein Platz frei sein sollte, gleich mehrere Alternativ-Wünsche mit angeben können. Wroblewski bezweifelt aber, dass diese Wünsche beim Verteilungsverfahren auch berücksichtigt würden. „Wenn man persönlich in einem Kindergarten gewesen ist, hat man dort bessere Karten“, erklärt er die bisher hohe Zahl der Doppelanmeldungen.
Schon im März, spätestens jedoch Ende Mai und nicht erst in den Sommerferien soll dieses Jahr jedes Kind eine Zusage für einen Kindergartenplatz haben, hat sich die Sozialsenatorin vorgenommen. Sie geht davon aus, dass nur ein bis zwei Prozent der Eltern auf einen Platz verzichten. Zum Vergleich: In Bremerhaven schicken nur 84 Prozent der Eltern ihre Kinder in einen Kindergarten.
Die Zukunft der Integrationsgruppen ist trotz des vorläufigen Verzichts auf das „Kernzeit plus“-Modell weiterhin offen. Der Modellversuch, der im Dezember nach starken Widerständen bei ErzieherInnen und Eltern um zwei Jahre verschoben wurde, hatte ursprünglich vorgesehen, die Integrationsgruppen aufzulösen und die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf auf alle Gruppen zu verteilen. Die „Kernzeit plus“-Gegner hatten diese Pläne als „flächendeckende Scheinintegration auf dem Rücken der Schwachen“ gegeißelt. „Diese Kritik haben wir nicht geteilt“, stellt Heidemarie Rose, Adolfs Abteilungsleiterin für „Junge Menschen“, klar. Die Umstrukturierung der Integrationshilfen werde auch ohne „Kernzeit plus“ weiter betrieben: „Da werden trotzdem Schritte unternommen.“
hoi
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