standbild: Verraten und verkauft
„Doppelter Einsatz“
(Di., 20.15 Uhr, RTL)
Vier neue Folgen „Doppelter Einsatz“, Frauenpower der besonderen Art. In der Folge „Verraten und verkauft“ ging es wie gewohnt hart zur Sache. Die Ladys schießen scharf , legen sich gezielt mit ihren Vorgesetzten an, kennen kein Erbarmen mit Dealern und anderen Königen der Unterwelt und fluchen dezent über die unzuverlässige Männerwelt: „Nie zur Stelle, diese Kerle – wenn man sie mal braucht.“
Doch dieser Kriminalfilm enttäuscht. Regisseur Thorsten Näter ist offenbar gänzlich dem RTL-typischen Actionfieber erlegen. Der Emanzentango, der sich nicht zuletzt wegen der überzeugenden Hauptdarstellerinnen Despina Pajanou (Sabrina Nikolaidou) und Petra Kleinert (Ellen Ludwig) besonders bei weiblichen Zuschauern großer Beliebtheit erfreut, lässt dieses Mal die filmische Finesse missen. Auch der in der Serie gängige psychologische Hintersinn fehlt. Die Fernsehkommissarinnen, als trotzig-revoltierende Persönlichkeiten eingeführt, die es üblicherweise der Männerwelt zeigen wollen, aber stets auch ganz eigenen Charme unter Beweis stellen, sind in dieser Folge zu anmaßenden Heldinnen verkommen.
All das, was wir an dieser Reihe so lieben, scheint abhanden gekommen: sowohl die Courage der Ermittlerinnen zum Selbstzweifel als auch die Betonung darauf, dass der Mensch schließlich nicht nur zum Berufsalltag geboren ist, sondern auch über ein mehr oder minder chaotisches Privatleben verfügt.
Was bleibt? Eine rüde Aneinanderreihung von Actionszenen: Verfolgungsjagden in Hamburger Tiefgaragen, Rotlichtmilieu-Szenen, in denen die Kommissarinnen sich bemüht im Zuhälterjargon versuchen. Die Sprüche sind lieblos und müde. „Flachwitz, Füße hoch“, raunzt etwa Kommissarin Sabrina einen Kleindealer an.
Ihr permanent klingelndes Handy soll unermüdliche Einsatzfreude symbolisieren. Die Bösewichte in dieser Folge sind Charakterschweine wie einem Bilderbuch entsprungen.
Um sie herum rankt sich eine undurchsichtige Story über organisierte Kriminalität, die von den resoluten Damen mit Haudegen-Mentalität bekämpft wird. Nervenkitzel der groben Art. GITTA DÜPERTHAL
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
