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Mit vielen Links gegen rechts im Netz

Der jüdische Online-Anbieter HaGalil.com setzt auf massive Verlinkung und sich so gegen Naziseiten durch

BERLIN taz ■ Wer im Internet noch vor drei, vier Jahren nach dem jüdischen Begriff „Schächten“ gesucht hat, landete mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Seiten rechter Gruppierungen. Die ließen sich dann in aller Ausführlichkeit – als Beispiel für die generelle Grausamkeit des Judentums – über die Tierquälerei bei der jüdischen Art des Schlachtens aus. Wer heute „Schächten“ in die Suchmaschine eingibt, hat dagegen eine gute Chance, zu erfahren, was das wirklich ist – und das liegt an HaGalil.com.

Der Münchner Onlineanbieter betreibt das größte jüdische Internetportal in Europa. Durchschnittlich 140.000 User besuchen die Webpage im Monat und rufen von dort etwa 1,8 Millionen Seiten ab. Für Internetmaßstäbe eine enorm hohe Zahl. Ursprünglich in erster Linie als Informations- und Kommunikationsplattform für Juden in Deutschland geplant, hat sich HaGalil.com inzwischen einer ganz anderen Aufgabe verschrieben: Die zu erreichen, die sich über das Judentum, Antisemitismus und den Holocaust informieren wollen – und zwar möglichst, bevor sie auf den braunen Internetseiten landen.

„Der Umgang mit dem Judentum ist nach wie vor ein heikles Thema in Deutschland“, sagt David Gall, Gründer von HaGalil. Es sei eine diffuse Mischung aus Beklommenheit und schlechtem Gewissen auf Grund der Vergangenheit, lang gepflegten Vorurteilen und großem Unwissen. Und dabei seien gerade die Nichtwisser extrem gefährdet, über Seiten rechtsextremistischer Gruppen zu stolpern. Denn die verbreiten ihre rechte Ideologie gerne billig, weitreichend und schnell per Internet. Deshalb setzt HaGalil – hebräisch für Galiläa – genau da an: Durch gezielte Verknüpfungen (rund 18.000 sind es mittlerweile) mit den Webseiten thematisch verwandter Angebote steigert das Portal den eigenen Rang innerhalb der Suchmaschine und taucht dadurch weit oben in der Ergebnisliste auf. Rechte Gruppierungen sind, was die Verlinkung untereinander angeht, glücklicherweise weniger rege.

Wesentlich aktiver zeigten sich die braunen Schergen dafür, wenn es darum ging, Beschimpfungen und Drohungen per E-Mail oder im Forum auf das HaGalil-Team loszulassen. „Wenn man das liest“, so Gall, „fängt man natürlich schon an, sich zu fragen, warum man so gehasst wird“ – und kommt eben auf die Idee, sich etwas näher mit dem Thema Antisemitismus im Netz zu beschäftigen. Dass HaGalil inzwischen auch relativ effektiv rechte Seiten strafrechtlich verfolgen lässt, war ein weiterer Nebeneffekt. Auf den Seiten von HaGalil findet sich ein Formular, mit dem User auf rechte Seiten im Netz aufmerksam machen können. Halten die Juristen von HaGalil deren Inhalte für strafrechtlich verfolgbar, nehmen sie Kontakt zur Staatsanwaltschaft auf. So gingen 50 Prozent der im Jahr 2000 angezeigten und sanktionierten Fälle allein auf die Initiative von HaGalil zurück. „Auch wenn man die deutschen Behörden manchmal wie den Hund zum Jagen tragen muss“, wie Gall bedauert.

Als Motivation für die Arbeit mag dem zwölfköpfigen auf 630-Mark-Basis arbeitenden Team in erster Linie die Hoffnung dienen, das „verkrampfte Verhältnis“, wie Gall es nennt, von Juden und Nichtjuden in Deutschland zu verbessern. Wobei ein wenig mehr Engagement seitens der Wirtschaft durchaus zupass käme: Trotz seiner Größe hat HaGalil.com bisher keine einzige deutsche nichtjüdische Firma als Werbepartner gewinnen können. SUSANNE AMANN

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