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: Hoeneß bekommt Recht

Happy birthday, Uli

So ein Geburtstag ist schon eine prima Sache, vor allem, wenn es einen Menschenfreund wie den Fußballmanager Uli Hoeneß zu befeiern gilt, laut Eigenauskunft einer der sozialsten Menschen, die Hoeneß selbst kennt.Reichlich gewerkelt haben die Mitarbeiter des FC Bayern München in den letzten Tagen deshalb, um ihrem Boss zum 50. Wiegenfest eine rauschende Partie und viel Freude zu bescheren. Ganz offensichtlich blieb ihr Ansinnen nicht erfolglos, jedenfalls muss Uli Hoeneß blendender Laune gewesen sein, als er um kurz nach zehn vor die laufende Fernsehkameras des ZDF getreten kam, um live ein paar Glückwünsche vom Aktuellen Sportstudio entgegenzunehmen.

Wie gut Jubilar Hoeneß in der Tat aufgelegt war an seinem Ehrentag, zeigte sich just in dem Moment, als ZDF-Moderatot Rudi Cerne eine Frage stellte, die so frech war, dass sie beinahe von der taz hätte kommen können: Ob den Herr Kehl schon gratuliert habe, wollte Cerne also wissen – und für einen kurzen Augenblick hatte man den Eindruck, das so fröhliche Kindergeburtstagsgesicht von Herrn Hoeneß verfinstere sich und der Jubilar breche gleich aus wie ein Vulkan. Aber nichts dergleichen geschah. Sondern Hoeneß lächelte nur milde.

Dazu muss man wisssen, dass das Geburtstagskind zuletzt nicht all zu gut zu sprechen war auf den Herrn Kehl aus Freiburg, weil der sein Wort darauf gegeben hatte, im nächsten Jahr beim ruhmeichen FC Bayern mitzuspielen, mittlerweile aber doch lieber bei der Borussia in Dortmund kickt. In solchen Dingen versteht Herr Hoeneß normalerweise keinen Spaß, sogar mit dem Arbeitsgericht hat er dem jungen Mann deshalb gedroht und ihn darüberhinaus ziemlich übel beschimpft.

Nun aber, mit der angestauten Weisheit seiner 50 Jahre und in Milde gebadet beim Geburtstagsfest, zeigte sich Hoeneß versöhnlich. „Ich kann mir eine friedliche Lösung vorstellen“, sprach er also, nur eine Bedingung wollte er stellen: „Wenn er die Wahrheit sagt, bin ich zufrieden.“ Denn: „Es geht nicht, dass ein Wort nichts mehr gilt und bestimmte Werte in unserer Gesellschaft verloren gehen.“

Und weil Herr Kehl als einigermaßen kluger Mensch gilt, hat er das natürlich eingesehen und schon gestern prompt reagiert: „Ich habe mich davon überzeugt“, sprach Kehl da, „dass Bayern München davon ausgehen konnte, dass eine Zusage von einem Wechsel nach München besteht.“ Und: „Ich habe Verständnis, wenn der FC Bayern München über meine Entscheidung, zu Borussia Dortmund zu wechseln, enttäuscht ist.“ Damit dürfte nicht nur das ganze Theater beendet sein. Vielmehr hat Uli Hoeneß auch noch sein schönstes Geburtstagsgeschenk erhalten.

FRANK KETTERER