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Feindliche gesucht

■ Konflikte sollen per Mediation gelöst werden

Feindliche Parteien gesucht! So würden die angehenden MediatorInnen der Ausbildungsgruppe der Volkshochschulen in Lilienthal, Osterholz-Scharmbek und Zeven zwar niemals für ihr Angebot werben. Doch de facto sucht die Ausbildungsgruppe Menschen, die ihre Unterstützung möchten – damit sie mit dem Nachbarn wieder in Frieden leben, den teuren Anwalt aus den Familienstreitigkeiten heraushalten oder den Ärger mit den Kollegen durch ein vermittelndes Gespräch entschärfen können.

„Das Anwendungsgebiet für Mediation ist unendlich groß“, sagt die Richterin a.D., Birgit Lemme. Sie ist selbst Mitglied der Gruppe, deren übrige TeilnehmerInnen überwiegend aus sozialen oder pädagogischen Arbeitsfeldern stammen. Seit Ausbildungsbeginn im vergangenen September haben sie neben Theorie auch jede Menge Mediations-Praxis gesammelt – sich gegenseitig bei Konflikten beraten und gecoacht und dabei die Schlichtungspraxis der jeweiligen KollegInnen und Anleitung der „Kräcks der Branche“ supervidiert.

„Bei Mediation kann man nicht verlieren“, sagt Lemme also aus eigener Erfahrung. Jede Konfliktberatung laufe darauf hinaus, einen „Vertrag“ abzuschließen, in dem die uneinigen Parteien klare Absprachen treffen. Um das zu erreichen, werde im Prozess auch geklärt, was sich hinter dem Konflikt an Gefühlen und Bedürfnissen verbirgt – auf beiden Seiten. Weswegen es für jede der Parteien „Einfühlung“ durch zwei MediatorInnen gibt. Erst danach würden die weiteren Schritte erarbeitet. Am besten mit der Gegenpartei – aber auch ohne diese könne Mediation viel klären, sagt Lemme.

„Wir arbeiten viel mit Rollenspielen“, berichtet die Gruppenälteste. Das sei auch eine Möglichkeit für Personen, die sich jetzt an die Gruppe wenden, um in der Problemlösung geholfen zu bekommen. „Ich staune selbst immer wieder, wie viel Klarheit man dadurch gewinnen kann“, sagt Lemme. Selbst wenn die andere Seite nicht zum Gespräch bereit sei, könne man für sich selbst den Ärger reduzieren – oder einen Weg aus dem Konflikt suchen. Das sei auch für InteressentInnen eine Chance, die die Gegenseite noch nicht an einen Tisch bekommen, sich das kostenlose Mediationsangebot der Ausbildungsgruppe aber nicht entgehen lassen wollten. ede

Weitere Informationen geben Antje Heidmann Tel.: 04149-900 749 und Tilmann Welzel 0421-27 44 86.

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