: Ein groovy Johannes Brahms und die Turntables im Lagerhaus
■ Von Freitag bis Sonntag feiert die Bremer Jazzszene sich und ihre Freunde mit einem extravaganten Programm im Lagerhaus
Früher oder später lernen sie sich kennen, vielleicht bei der SWR Big Band in Stuttgart oder beim Jazzfest in Delmenhorst. Sie halten Kontakt, organisieren Austauschkonzerte, erweitern ihren Wirkungskreis. Jazzer müssen ein Interesse am Wegfahren haben, allerdings kommen sie nur dann weiter, wenn sie sich um das Geschehen vor Ort kümmern. In Bremen haben sich die Jazz-Profis in der „Musikerinitiative Bremen“ (MIB) zusammengeschlossen und versuchen durch Vereinsarbeit, den chronisch kränkelnden Jazz in der Stadt nach vorne zu bringen.
Einmal im Jahr stellt die MIB ein Programm ganz nach ihrem Geschmack zusammen und organisiert das MIBnight-Festival, durchaus ein „Vereinsfestival“, so Organisator Peter Apel zur taz, allerdings eines mit „überregionaler Ausrichtung“. In drei Nächten gibt es auf zwei Stockwerken zeitgenössischen Jazz von Bremern und teils weitgereisten Nicht-Bremern: „Die Kontakte zu den Gastmusikern sind auf privater Ebene gewachsen, es ist sozusagen der Freundeskreis, der hier auftritt“, so Apel. „Dabei freuen wir uns über die großen Namen, aber auch über die Newcomer und den Nachwuchs.“
Besonders freut sich Apel über den Auftritt des Kontrabassisten Sigi Busch, MIB-Mitbegründer und nach Konzerten mit Ben Webster und John Zorn mittlerweile Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Busch wird am Freitag zusammen mit dem Saxophonisten Peter Weniger und dem Schlagzeuger Jerry Granelli Werke von Brahms für den Jazz erschließen. Das Highlight am Samstag: Der Saxophonist Frank Mead, der in seiner Band „The Momaniacs“ die ehemaligen Bremer Studenten der Hochschule für Musik (HfM) Tobias Neumann und Oliver Spanuth präsentiert.
Die Vorgabe „zeigenössischer Jazz“ wird beim MIBnight Jazzfestival ernst genommen, die Programmmacher beweisen Mut zum Experimentellen und daraus ergibt sich eine erfreuliche Vielfalt: Das Duo „A mouth of piece in my eye“ untersucht am Freitag mit Turntabels und Euphonium die „Welt des schimpfenden Grün“. Am Samstag münden die jeweils 45-minütigen Auftritte in eine „Urban Jazz“-Tanznacht mit DJ und Plattenmacher Frank Popp vom Düsseldorfer Unique Club. Und am Sonntag wird das „Slide-Movements-Orchestra“ acht Posaunisten mit einer Rhythmusgruppe kombinieren.
Das Festival startet am Freitag um 20 Uhr, am Samstag um 21 Uhr und am Sonntag fängt man bereits um 16 Uhr an mit einem öffentlichen Tea-Talk: Sigi Busch und die MIB-Musiker laden zum Kaffeekränzchen. Das Netzwerk wird weitergeknüpft, und der Freundeskreis: wächst. kli
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen