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Euro setzt sich durch

90 Prozent aller Bargeldgeschäfte laufen in Euro. Taschendiebe nutzen die Umstellung europaweit aus

BERLIN dpa/afp/rtr ■ Zehn Tage nach der Einführung des Euro häufen sich die Delikte mit falschen Geldscheinen und Trickbetrügereien. 44 Fälle von DM-Falschgeld deckte die Polizei in den ersten acht Januartagen in Thüringen auf. Kriminaloberrat Heiko Schmidt vom Landeskriminalamt (LKA) sagte, solange die Mark als Zahlungsmittel akzeptiert werde, würden vermutlich gezielt Falschgelddepots ausgeräumt. In Bayern sind in zwei Fällen Scheine aufgetaucht, die aus Farbkopierern stammen und zudem nur einseitig bedruckt gewesen sind.

Vor einer neuen „Euromasche“ der Taschendiebe an Bahnhöfen hat gestern der Bundesgrenzschutz gewarnt. Meist Frauen bäten die Opfer, ihnen Mark in Euro zu tauschen. Dabei würden Münzen in fremde Geldbeutel geworfen. Anschließend stecken die Täter ihre Finger in die fremden Börsen. Die dabei geschickt entwendeten Geldscheine würden schnell an einen Komplizen weitergegeben.

Auch in Belgien und Südfrankreich tauchte falsches Eurogeld auf. Auf mit einfachen Mitteln gefälschten 50-Euro-Scheinen fielen Bäckereien in Südwestfrankreich herein. In Belgien legte ein 75 Jahre alter Mann am Dienstag Scheine im Wert von 5 bis 500 Euro in einer Genter Bankfiliale vor. Der Mann gab an, er habe die Scheine in einem weißen Umschlag im Briefkasten gefunden.

Bis Ende dieser Woche dürften nach einer Prognose von EU-Kommissarspräsident Romano Prodi in der Eurozone bereits 90 Prozent aller Bargeschäfte in Euro abgewickelt sein. Alle Geldautomaten seien umgestellt. In den Niederlanden und Irland werde praktisch nur noch mit dem Euro bezahlt. Eine generelle Preissteigerung sei nicht festgestellt worden.

Seit die Bürger den Euro als Bargeld in der Tasche haben, sinkt einer Umfrage zufolge die Zahl der Euroskeptiker in Deutschland. Zwei von drei Befragten hielten die Einführung der Gemeinschaftswährung mittlerweile für richtig. Mitte Dezember seien noch 51 Prozent der Ostdeutschen und 40 Prozent der Westdeutschen gegen den Euro gewesen.

Unterdessen hält in Schweden die Regierung ein Referendum über einen Beitritt zur Eurozone frühestens im Frühjahr 2003 für möglich. In Dänemark hat die neue Regierung erstmals öffentlich eine baldige zweite Volksabstimmung in Erwägung gezogen. Der britische Premierminister Tony Blair hingegen hat sich noch nicht öffentlich über einen Termin geäußert.

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