Nachgefragt: „Zentrum Buntes Tor“
■ Alles neu beim er Sozialpsychiatrische Dienst in der Neustadt
Der Sozialpsychiatrische Dienst in der Neustadt hat ein neues Zuhause. Aber das ist noch nicht alles. Unter dem Namen „Zentrum Buntes Tor“ findet im Neubau am Buntentorsteinweg Nr. 122-124, ganz in der Nähe der Städtischen Galerie, ein ganz neues Projekt statt.
„Hier arbeiten jetzt zwei Institutionen unter einem Dach: Der Sozialpsychiatrische Dienst fusioniert praktisch mit der Psychiatrie im Zentralkrankenhaus Ost“, erklärt der stellvertretende Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SpsD), Siegfried Ueberschär. Die Idee dahinter sei, die Krankheit dort zu behandeln, wo der Erkrankte lebt. Die Nähe zum vertrauten Umfeld soll die zentrale Klinik ablösen. Klar, dass der Dienst dann Tag und Nacht und auch an Wochenenden zur Verfügung steht.
Ein weiterer Grund für das Zusammengehen: Das ZKH Ost muss Betten abbauen. Die werden umgewandelt in Tagesklinik-Plätze, die in Anlaufstellen wie dem „Zentrum Buntes Tor“ angesiedelt sind.
Dorthin können jetzt PatientInnen, die bisher stationär behandelt wurden, überwiesen werden. „Voraussetzung ist, dass sie stabil genug sind“, ergänzt Ueberschär. Nicht jeder eignet sich für diese ambulante Form der Therapie. Bisher seien die Leute erst im Anschluss an die stationäre Behandlung in die Tagesklinik gekommen. Jetzt rücke die Tagesklinik an die Stelle der stationären Behandlung. Nur Patienten, die akut sich oder andere gefährden, sollen weiter auf Station.
Im Gegensatz zum ZKH Ost arbeitet das Zentrum mit dem „personenzentrierten Ansatz“. Das bedeutet, dass eine PatientIn immer mit dem gleichen Behandlungsteam zu tun hat. Dabei ist es egal, ob sie nur alle 14 Tage zum Gespräch vorbei kommt oder ob sie Medikamente holt, ob sie in der Tagesklinik einen Platz hat oder stationär behandelt wird. In der Klinik hatten PatientInnen oft mit vielen unterschiedlichen ÄrztInnen und TherapeutInnen zu tun. „Das bedeutet, dass wir nicht immer wieder neu die Vorgeschichte von PatientInnen erfragen müssen. Und wenn jemand eine Krise hat, kann das zuständige Team viel schneller einordnen, was passiert ist“, erklärt Ueberschär den Hintergrund des Ansatzes.
Am 1. Februar wird es ernst: Dann beginnt im Zentrum Buntes Tor die Tagesklinik-Arbeit. „Wir arbeiten im ersten Jahr aber nur mit halber Kapazität“, schränkt Ueberschär ein. Der zweite Bauabschnitt fehlt nämlich noch. „In der Startphase müssen wir erst einmal unsere Behandlungsformen erproben und Gruppen bilden“, sagt der Leiter.
Mit den Tagesklinik-Plätzen sind auch Angestellte vom Krankenhaus in das neue Zentrum gekommen. „Das Team ist sehr qualifiziert und hoch motiviert“, betont der Leiter. Das muss es wohl auch sein, denn mit dem Zusammenwachsen der zwei Abteilungen kommen auch neue Aufgaben auf die SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, TherapeutInnen, ÄrztInnen und das Pflegepersonal zu. Denn die einen bringen vor allem Erfahrungen im Behandlungsbereich mit, die anderen in der Beratungstätigkeit. Jetzt sollen – und wollen – alle (fast) alles können. Weiterbildungen stehen also auf dem Programm.
Wenn das „Zentrum Buntes Tor“ voll betriebsfähig ist, kann es 28 Tagesklinik-Plätze anbieten und beschäftigt rund 30 MitarbeiterInnen.
Ulrike Bendrat
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