: Vier Bananen für den zweiten Titel
■ Nach 38 Jahren ist der Uhlenhorster HC erneut deutscher Hallenhockeymeister
Dank des Psycho-Dopings durch zwei Mental- Trainer und des überragenden siebenfachen Final-Torschützen Philip Sunkel hat sich der Uhlenhorster HC zum zweiten Mal in der Club-Geschichte den Titel des deutschen Hallenhockey-Meis-ters der Herren gesichert.
Im Endspiel der 41. Endrunde besiegten die Hamburger, die zuletzt 1964 Hallen-Champion gewesen waren, den Gladbacher HTC 9:7 (4:4) – und dokumentierten dabei neues großes Selbstvertrauen. „Wir waren voll darauf programmiert, dass wir den Titel holen“, erklärte Kapitän Jörg Schonhardt die mentale Überlegenheit zum Schlüssel des Endspielerfolgs seiner Mannschaft. „Es ist unglaublich, was das Duo an Energie aus den Jungs herausgeholt hat“, lobte UHC-Coach Frank Hänel schon nach dem 8:4 zum Endrunden-Auftakt über Aufsteiger Frankenthal die erst rund dreiwöchige Arbeit der Psychologen René Schacht und Frank Wendt.
Dabei sind sie der Hockey-Regeln (Schonhardt: „Wir mussten ihnen erst erklären, dass es einen Schusskreis gibt“) gar nicht kundig. Doch mit ihrer Motivationshilfe überwand der UHC schon seine Halbfinal-Phobie: Nach zuvor sechs Vorschlussrunden-Pleiten siegten die Hanseaten souverän und holten schlussendlich den Teller zum vierten Mal nach Hamburg. „Die Spieler haben schon beim Einspielen nichts mehr wahrgenommen, waren total aufs Match fixiert“, so Hänel begeistert.
Selbst die Ess-Gewohnheiten hatten Schacht und Wendt, letzterer ist nebenbei auch Thai-Boxer, umgestellt. So musste Nationalspieler Benjamin Köpp vier Bananen verdrücken, während an den Spieltagen für alle Kaffee-Verbot verhängt wurde. „Wer vier Bananen hintereinander futtern kann, ist reif für den Titel“, meinte Köpp.
Im Endspiel sah der UHC beim 3:0 schon wie der sichere Sieger aus, lag dann plötzlich 3:4 hinten und erreichte bis drei Minuten vor Ende der Partie eine 8:6-Führung. Die letzten drei Minuten wurden dann allerdings besonders brisant, als Gladbach in der 55., 56. und 57. Minute drei Strafecken in Folge zugesprochen bekam. Allerdings verwerteten die Rheinländer nur eine der Gelegenheiten und mussten im Gegenzug das entscheidende Gegentor zum 9:7-Endstand hinnehmen.
Zuvor hatte der DHB auf dem Außerordentlichen Bundestag mit einer Liga-Reform die Weichen zum Comeback der einstigen Ho-ckey-Mekkas Deutschland als Medaillenbank gestellt. „Es ist die Basis geschaffen worden, dass wir das Spielniveau entscheidend anheben können“, lobte Herren-Bundestrainer Bernhard Peters. Nachdem drei Reformanträge seit 1985 klar gescheitert waren, gewann Präsident Christoph Wüterich eine unerwartet klare Mehrheit der Clubs für die DHB-Pläne. Kernpunkte der Reform sind die Einführung einer eingleisigen Feld-Bundesliga (Damen mit 10, Herren mit 12 Teams) und eine Saison-Umstellung (am 1. August beginnend). Die Reform greift erstmals 2003 mit einer Übergangs-Spielzeit.
Wären die Pläne erneut gescheitert, fasste Wüterich zusammen, „hätte sich das Vereinshockey vom Leistungssport verabschiedet“. Der DHB-Chef, der zuvor die Verbandsstruktur reformiert hat, hofft, bald einen Liga-Sponsor zu finden. Allerdings wurde am Rande des Turniers auch bekannt, dass DHB-Hauptsponsor Apollinaris den am Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Thomas Prüfer
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