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Kommunikationsproblem

■ Regierung konkretisiert schulpolitische Vorhaben: Abi nach 12 Jahren – sofort

Die breite Kritik hat nichts genützt: Die schulpolitischen Klausurtagung von CDU, FDP und Schill-Partei verabschiedete am Wochenende ziemlich genau das, was sie schon im gemeinsamen Koalitionsvertrag verabredet hatten. Nur ist jetzt dingfest, was damals noch vage war: Schon für alle, die zum Schuljahresbeginn 2002/2003 in die fünfte Klasse kommen, wird das Abitur nach 12 Jahren anstehen.

Egal, ob sie auf das Gymnasium oder die Gesamtschule gehen – erklären die Parteien. Das ist neu, denn bisher waren die meisten Experten davon ausgegangen, dass die 12-jährige Gesamtschule nicht funktioniert, weil man dann schon in der Mittelstufe nach angestrebtem Abschluss sortieren müsste – genau das aber widerspricht dem Prinzip des langen Offenhaltens. Und so sagt denn auch Hendrik Lange, Pressesprecher der Schulbehörde: „Das Abitur nach 12 Jahren wird es zunächst nur an Gymnasien geben.“ Katrin Freund, schulpolitische Sprecherin der Schill-Partei hingegen will den Gesamtschulen nur eine „Übergangszeit von zwei bis drei Jahren gewähren.“

Auch in der Frage der Sprachförderung im Vorschulalter gibt es offenbar Differenzen zwischen den Koalitionären: Klar ist, Kinder sollen ein Jahr vor der Einschulung auf ihre Deutschkenntnisse getestet werden. „Bei festgestellten Defiziten ist die Teilnahme an Sprachfördermaßnahmen verbindlich“, heißt es in der Erklärung nach der Klausurtagung. Und wer nach einem Jahr Förderunterricht noch nicht perfekt Deutsch spricht? Soll der statt in die erste Klasse weiter zum Sprachkurs gehen? „Meine Meinung ist das in jedem Fall“, sagt Katrin Freund. Doch da ist Schulsenator Rudolf Lange anderer Ansicht: „Auch wenn einer durch die Prüfung fällt, bleibt er trotzdem schulpflichtig“, sagt sein Sprecher Hendrik Lange, der außerdem bezweifelt, dass das Zurückstellen der Integration dienlich ist. Weil es noch zu viele offene Fragen gibt, werde diese Maßnahme wohl noch nicht zu diesem Sommer umgesetzt.

Anders als das Zentralabitur. Das sollen alle ablegen, die in diesem Sommer in die zwölfte Klasse kommen. Auch drei weitere Ganztagsschulen soll es bereits im Sommer geben. san

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