: Von Worten und Taten
■ CDU und FDP verhalten sich zahm, wenn Schill-Partei nicht zuhört
Ein Herz für Straßenkinder, ein Herz für Drogenabhängige und immer die Verantwortung für die große Stadt Hamburg im Blick: Bei einer Diskussion am Fachbereich Sozialpädagogik der Fachhochschule Hamburg gaben sich Vertreter der neuen Regierung ganz humanis-tisch. Bettler aus der Innenstadt? Da ging es Leif Schrader (FDP) und Dietrich Wersich (CDU) doch nur um die zum gewerbsmäßigen Betteln gezwungenen Frauen und ihre mit Medikamenten ruhig gestellten Kinder. Geschlossene Heime? Doch nur als letzter Ausweg für Straßenkinder, an denen alle pädagogischen Angebote gescheitert sind.
Wie ein böser Geist war auch immer die Schill-Partei dabei. Für die hatte nämlich Rolf Rutter zugesagt, aber war einfach nicht gekommen. Und so erinnerte der SPD-Abgeordnete Thomas Böwer Wersich und Schrader immer mal wieder an „ihre 19 Prozent-Mehrheitsbeschaffer“, die doch den Unterschied machten. „Denn die diskutieren nicht wie Sie über die Qualität der Einrichtungen für Obdachlose, sondern die stören sich einfach daran, dass es Menschen am Jungfernstieg gibt, die anders sind als Sie und ich. Und auch für die müssen Sie geradestehen.“ Schrader und Wersich diskutierten sachlich und moderat. Wersich kündigte an, dass auch das letzte Wort bei der geplanten Schließung der Drogenhilfeeinrichtung „Subway“ noch nicht gesprochen sei und bat die Sozialpädagogen um Lösungsideen für die komplexer werdende Welt.
Die Studierenden hatten zwar ein Transparent mit der Aufschrift „Hamburg: Zu rechts um schön zu sein? Rassismus + Ausgrenzung = Sicherheit?“ aufgehängt, aber die Diskussion verlief sehr zahm: Schrader bekannte sich zu Drogenhilfekonzepten inklusive Heroinambulanz, und was immer unter „geschlossene Heime“ subsumiert würde, sollten doch in Wirklichkeit nur geschlossene Abteilungen bereits bestehender Einrichtungen sein, über die sogar die VorgängerRegierung nachgedacht hätte. Bei so viel Kuschelpädagogik erklärte Professor Jürgen Hille den Politikern die Sache mit den „Wirklichkeitsgrößen“. So eine sei nämlich auch Geld, „und ich würde die Ernsthaftigkeit ihrer Aussagen da-ran messen, wie viel Geld sie denn für Menschen wie Straßenkinder zur Verfügung stellen.“ san
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