: Kaasköppe in Kabul
AMSTERDAM taz ■ Wie immer hat sich die deutsche Öffentlichkeit, wenn Deutsche an irgendeiner Angelegenheit in der Welt beteiligt sind, nur mit den Deutschen beschäftigt. So geschehen auch, als das Vorauskommando der Bundeswehr vergangene Woche in Kabul eintraf. Doch niemand hat das wesentlich wichtigere Randereignis beachtet: An Bord der Transall befanden sich auch 30 niederländische Soldaten. Da hätten schon alle Alarmglocken aufleuchten nüssen. Holländer in Afghanistan?! Das ist, als ob man eine deutsche Truppe nach Mallorca geschickt hätte. Bundeswehr am Ballermann. Die Schinkenstraße befreit von spanischen Taliban. Und jetzt Europas Kiffer Nummer eins an der Quelle aller Stoffe? Werden die Oranjes die Nachschubwege für die Hascher der Heimat sichern? Schwarzer Afghane für Amsterdam? Wenn die Amerikaner schon die Erdöl-Piplines in Zentralasien unter Kontrolle bekommen, dann wollen die Kaasköppe wenigstens die Hanfplantagen übernehmen. In den holländischen Coffee-Shops ist bereits kollektiver Jubel ausgebrochen. Der gute alte Schwarze Afghane der Siebzigerjahre kehrt nach 20 Jahren Krieg zurück, heißt es. Voll und ganz stehen deshalb die ansonsten friedfertigen Kiffer hinter den Truppen des Ministerie van Defensie. Die Amsterdamer Kifferszene plant sogar für die Rückkehr der holländischen Soldaten eine Konfettiparade.
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